Dharma-Fünftes Kapitel
Fünftes Kapitel
DIE HILFE, DIE VON BUDDHA ANGEBOTEN WIRD
I
DIE RETTUNG DURCH BUDDHA
1. Wie bereits erklärt wurde, haben die Menschen seit Ewigkeit ihren irdischen Leidenschaften nachgegeben, Untat um Untat wiederholt, und die Lasten unerträglicher Taten getragen, wobei sie nicht fähig waren, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit oder ihrer eigenen Stärke mit diesen Gewohnheiten der Habgier und der sich selbst gegenüber bestehenden Nachsicht zu brechen. Wenn sie nicht fähig sind, irdische Leidenschaften zu überwinden und abzulegen, wie können sie erwarten, ihre wahre Buddhanatur zu verwirklichen?
Buddha, der das menschliche Wesen ganz genau erfaßt, hatte große Sympathie für die Menschen und legte deshalb ein Gelübde ab, alles Mögliche zu tun, selbst auf Kosten eigener großer Mühsal, um sie von ihren Ängsten und Leiden zu befreien. Um diese Hilfe zu bewirken, offenbarte er sich selbst vor unvordenklicher Zeit als ein Bodhisattva und legte die folgenden Gelübde ab:
(a) "Wenn ich auch zum Buddha werde, so will ich doch den Stand der vollkommenen Erleuchtung nicht annehmen, bis nicht jeder in meinem Land über die Gewißheit verfügt, die Buddhaschaft selbst zu erreichen und Erleuchtung zu erlangen."
(b) "Wenn ich auch zum Buddha werde, so will ich doch den Stand der vollkommenen Erleuchtung nicht annehmen, falls nicht meine erleuchtende Kraft über die ganze Welt reicht."
(c) "Wenn ich auch zum Buddha werde, so will ich doch den Stand der vollkommenen Erleuchtung nicht annehmen, bis nicht meine lebenspendende Kraft die Zeiten hindurch andauert und unzählige Menschen errettet."
(d) "Wenn ich auch zum Buddha werde, so will ich doch den Stand der vollkommenen Erleuchtung nicht annehmen, falls nicht alle Buddhas in den zehn Himmelsrichtungen gemeinsam meinen Namen preisen."
(e) "Wenn ich auch zum Buddha werde, so will ich doch den Stand der vollkommenen Erleuchtung nicht annehmen, falls die Menschen, die mit reinen Herzens vertrauen und in mein Land hineingeboren zu werden wünschen und mindestens zehn Mal meinen Namen aussprechen, nicht in mein Land wiedergeboren werden."
(f) "Wenn ich auch zum Buddha werde, so will ich doch den Stand der vollkommenen Erleuchtung nicht annehmen, bis nicht die Menschen auf der ganzen Welt sich entschließen, die Erleuchtung zu erreichen, die Tugenden auszuüben, und sich aufrichtig wünschen, in meinem Land wiedergeboren zu werden. Jenen, die dies tun, werde ich in der Stunde ihres Todes in Begleitung von Bodhisattvas erscheinen, um sie in meinem Reinen Land willkommen zu heißen."
(g) "Wenn ich auch zum Buddha werde, so will ich doch den Stand der vollkommenen Erleuchtung nicht annehmen, falls nicht die Menschen auf der ganzen Welt, sobald sie meinen Namen hören, an mein Land denken und wünschen, dort wiedergeboren zu werden, und zu diesem Zweck mit Aufrichtigkeit Samen der Tugend säen und auf diese Weise in der Lage sein werden, alles nach ihren Herzenswünschen zu vollbringen."
(h) "Wenn ich auch zum Buddha werde, so will ich doch den Stand der vollkommenen Erleuchtung nicht annehmen, bis nicht all jene, die in meinem Reinen Land wiedergeboren werden, sicher sind, die Buddhaschaft zu erlangen, so daß sie viele Menschen zur Erleuchtung und zur Ausübung großen Mitleids veranlassen können."
(i) "Wenn ich auch zum Buddha werde, so will ich doch den Stand der vollkommenen Erleuchtung nicht annehmen, falls nicht die Menschen in der ganzen Welt von meinem Geist des liebenden Mitgefühls beeinflußt werden, der ihren Geist und ihren Körper reinigen und sie über.die Dinge.der Welt emporheben wird."
(j) "Wenn ich auch zum Buddha werde, so will ich doch den Stand der vollkommenen Erleuchtung nicht annehmen, bis nicht die Menschen überall auf der Welt, sobald sie meinen Namen hören, richtige Vorstellungen vom Leben und Tod gewinnen und auch jene vollkommene Weisheit erhalten, die ihren Geist mitten in der Habgier und dem Leiden der Welt rein und ruhig erhält."
"So lege ich diese Gelübde ab: Möge ich die Buddhaschaft nicht erlangen, bis meine Gelübde erfüllt sind. Möge ich zur Quelle des Unbegrenzten Lichts werden, indem ich die Schätze der Weisheit und Tugend hebe und verteile, alle Länder erleuchte und alle leiden den Menschen befreie."
2. Indem der Buddha unzählige Tugenden viele Äonen hindurch ansammelte, wurde aus ihm Amida oder der Buddha des Unendlichen Lichts und des Unendlichen Lebens. Er vervollkommnete sein eigenes Buddhaland der Reinheit, in dem er sich noch immer aufhält wie in einer Welt des Friedens und erleuchtet alle Menschen.
Dieses Reine Land, in dem kein Leiden existiert, ist in der Tat äußerst friedlich und glücklich. Kleidung, Essen und alle schönen Sachen erscheinen, sobald jene, die dort leben, sie sich wünschen. Wenn eine milde Brise durch die mit Juwelen beladenen Bäume weht, erfüllt die Musik der heiligen Lehren die Luft und reinigt den Geist aller, die ihr lauschen.
In diesem Reinen Land befinden sich viele duftende Lotusblumen; jede Blume hat viele kostbare Blumenblätter, und jedes Blumenblatt wirkt geschmeidig in unaussprechlicher Schönheit. Die Strahlen dieser Lotusblumen erhellen den Pfad der Weisheit, und jene, die der Musik der heiligen Lehre lauschen, werden auf diesem Pfad zu vollkommenen Frieden geführt.
3. Nun loben alle Buddhas in den zehn Himmelsrichtungen , jeder in seinem eigenen Buddhaland, die Tugenden dieses Buddhas des Ungehinderten Lichts und des Unendlichen Lebens.
Wer auch immer in diesen vielen Buddhaländern den Namen Buddhas hört, verherrlicht ihn und nimmt ihn mit Freude auf. Sein Geist wird eins mit dem Geiste Buddhas, und er wird in Buddhas wunderbarem Land der Reinheit wiedergeboren werden.
Jene, die in dieses Reine Land hingeboren werden, haben teil an Buddhas Unendichem Leben. Ihre Herzen sind sofort voller Sympathie für alle Leidenden, und sie äußern unverzüglich ihre eigenen Gelübde und sind bereit, Buddhas Lehre der Rettung zu offenbaren.
Im Geiste dieser Gelübde werfen sie alle irdischen Bindungen ab und erkennen die Unbeständigkeit dieser Welt. Sie opfern ihre Verdienste der Befreiung von jeglichem empfindenden Leben; sie ordnen ihr eigenes Leben in das Leben aller anderen ein, indem sie mit ihnen ihre Illusionen und Leiden teilen, aber zur gleichen Zeit ihre Freiheit von den Fesseln und Bindungen des irdischen Lebens verwirklichen.
Sie kennen sowohl die Hindernisse und Schwierigkeiten des irdischen Lebens als auch die grenzenlosen Möglichkeiten des Mitleides Buddhas. Es steht ihnen frei, zu gehen oder zu kommen, vorwärtszugehen oder anzuhalten, so wie sie sich es gerade wünschen, aber sie ziehen es vor, bei jenen zu bleiben, mit denen Buddha Mitleid hat.
Deshalb soll jeder, der den Namen dieses Buddhas des Ungehinderten Lichts hört und ermutigt ist, jenen Namen hingebungsvollen Vertrauens auszusprechen, an dem Mitleid Buddhas teilhaben. So sollten alle Menschen die Lehre Buddhas in sich aufnehmen und ihr folgen, selbst wenn es scheint, daß sie wieder durch die Flammen , die diese Welt des Lebens und Todes umhüllen, geführt werden.
Wenn die Menschen ehrlich und ernsthaft die Erleuchtung erlangen wollen, müssen sie sich auf die Kraft Buddhas verlassen. Es ist für einen gewöhnlichen Menschen unmöglich, sein höchstes Buddhawesen ohne die Hilfe Buddhas zu verwirklichen.
4. Amida Buddha ist von niemandem weit entfernt. Sein Land der Reinheit wird beschrieben, als sei es fern, in westlicher Himmelsrichtung, aber es befindet sich auch in dem Geist jener, die sich ernsthaft wünschen, dort hingeboren zu werden.
Wenn manche Menschen sich in ihrem Geist die in goldenem Glanz erscheinende Gestalt Buddhas ausmalen, teilt sich diese in vierundachzigtausend Figuren: Jede Gestalt sendet vierundachzigtausend Lichtstrahlen aus, und jeder einzelne Lichtstrahl wiederum erleuchtet eine Welt. Niemals wird auch nur ein einziger, der den Namen Buddhas ausspricht, in Dunkelheit zurückgelassen. So hilft Buddha den Menschen aus dem Heil, das er ihnen anbietet, Nutzen zu ziehen.
Indem man das Bild Buddhas sieht, ist man befähigt, den Geist Buddhas zu erkennen. Der Geist Buddhas beinhaltet ein großes Mitgefühl, das alle einschließt, selbst jene, die von seinem Mitgefühl nichts wissen oder es vergessen haben, und noch mehr jene, die sich im Vertrauen daran erinnern.
Jenen, die Vertrauen haben, gibt er die Möglichkeit, mit ihm eins zu werden. Buddha ist die allumfassende Substanz der Gleichheit. Wer auch immer an Buddha denkt, Buddha denkt auch an ihn und zieht freimütig in dessen Geist ein.
Das bedeutet, daß wenn jemand an Buddha denkt, Buddhas Geist in all seiner reinen, glücklichen und friedvollen Vollkommenheit in ihn eingeht. Mit anderen Worten: sein Geist wird Buddhas Geist.
Deshalb sollte jeder Mensch in der Reinheit und Aufrichtigkeit des Vertrauens sich seinen Geist als mit Buddhas Geist identisch vorstellen.
5. Buddha besitzt viele Formen der Verwandlung und Verkörperung und kann sich in vielfältiger Weise offen baren, der jeweiligen Fähigkeit jedes Menschen entsprechend.
Manchmal zeigt er sich in unendlicher Größe, bedeckt dabei den ganzen Himmel und erstreckt sich über die grenzenlosen Hemisphären hinweg. Manchmal offenbart er sich in den Winzigkeiten der Natur, manchmal in Gestalten, in Energie, in Äußerungen des Geistes und ein anderes Mal als Persönlichkeit.
Aber in der einen oder anderen Weise wird Buddha sicherlich jenen erscheinen, die den Namen Buddhas vertrauensvoll verkünden. Für jene erscheint er immer begleitet von zwei Bodhisattvas: Avalokitesvara, dem Bodhisattva des Mitleids und Mahasthama-prapta, dem Bodhisattva der Weisheit. Seine Manifestationen erfüllen die ganze Welt, so daß jeder sie sieht, aber nur jene, die über Vertrauen verfügen, können sie wahrnehmen.
Jene, deren Vertrauen durch ihr Gelübde erweckt und belebt worden ist, sind fähig, seine zeitlichen Offenbarungen, die ihnen bleibende Zufriedenheit und Glück bringen, zu sehen, ferner können jene, deren Karma und Vertrauen sie befähigt, den wirklichen Buddha zu sehen, unzählbare Glücksmomente der Freude und des Friedens erfahren.
6. Da der Geist Buddhas mit all seinen grenzenlosen Möglichkeiten der Liebe und der Weisheit das Mitleid selbst ist, kann Buddha jeden erretten.
Selbst die unreinsten Menschen können gerettet werden: jene, die unglaubliche Verbrechen begehen, jene, deren Geist mit Habgier, Zorn und Verblendung erfüllt ist; jene, die lügen, schwatzen, mißbrauchen und betrügen ; jene, die töten, stehlen und wollüstig handeln; jene, die nach Jahren böser Taten dem Ende ihres Lebens nahe sind; und selbst jene, denen lange Zeiten der Bestrafung bevorstehen.
Ein guter Freund kommt zu ihnen und setzt sich für sie ein, indem er sagt: "Du siehst nun dem Tode ins Angesicht und kannst dein boshaftes Leben nicht mehr auslöschen, aber du kannst Zuflucht nehmen zum Mitleid des Buddha des Ungehinderten Lichts, indem du seinen Namen aussprichst."
In seinem Leiden kann der unwissende Mensch nicht alles über Buddha verstehen, aber er kann die Worte Namu-Amida-Butsu` ("Ich nehme meine Zuflucht zu , dem Buddha des Ungehinderten Lichts und des Unendlichen Lebens") verstehen. Und sobald er den tugendhaften Namen Amida Buddhas mit aufrichtigem Geiste anruft, werden alle Sünden, die ihn in verwirrende Verblendung geführt haben, vernichtet sein.
Wenn man allein durch das Wiederholen des tugendhaften Namens dies vollbringen kann, um wieviel eher vermag man es zu erreichen, wenn man fähig ist, über Buddha nachzudenken oder seinen Geist auf ihn zu lenken.
Jene, die den tugendhaften Namen anzurufen Vermögen, werden, wenn ihr Lebensende naht, Amida Buddha und den Bodhisattvas des Mitleids und der Weisheit begegnen und von ihnen in, Buddhas Land geführt werden, wo sie in der ganzen Reinheit der weißen Lotusblume wiedergeboren werden.
Deshalb sollte jeder die Worte "Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha des Ungehinderten Lichts und des Unendlichen Lebens" im Gedächtnis bewahren.
Il AMIDA BUDDHAS LAND DER REINHEIT1. Der Buddha des Ungehinderten Lichts und des Unendlichen Lebens lebt noch immer und strahlt fort während seine Weisheit aus. In seinem Reinen Land gibt es kein Leiden und keine Dunkelheit, und jede Stunde wird in Freude verbracht. Deshalb wird es das Land der Glückseligkeit genannt.
Mitten in diesem Land gibt es einen See mit reinem Wasser, frisch und sprudelnd, dessen Wellen sanft plätschernd an die Ufer der goldenen Sandbänke schlagen. Da und dort wachsen riesige Lotusblumen, so groß wie Wagenräder und von vielen verschiedenen Tönungen und Farben - die blauen haben bläulichen, die gelben gelblichen, die roten rötlichen und die weißen weißlichen Glanz - von deren Wohlgeruch die Luft erfüllt ist.
An verschiedenen Stellen am Seeufer stehen Pavillons, verziert mit Gold und Silber, Lasurstein und Kristall, deren Marmorstufen bis an das Wasser hinunter führen.
An anderen Stellen gibt es Galerien und Balustraden, die über das Wasser reichen und mit Vorhängen und Geflechten kostbarer Juwelen eingefaßt sind. Dazwischen stehen Haine von Gewürzsträuchern und blühenden Büschen.
Die Erde erstrahlt von Schönheit, und die Luft vibriert von himmlischen Klängen. Sechsmal bei Tag und bei Nacht fallen zart getönte Blumenblätter vom Himmel. Die Menschen lesen sie auf und tragen sie in Blumenvasen in all die anderen Buddhaländer, um sie den unzähligen Buddhas als Gabe darzubringen.
2. In diesem wunderbaren Land leben viele Vögel. Es gibt schneeweiße Störche und Schwäne, farbenfrohe Pfaue und tropische Paradiesvögel sowie Schwärme kleiner, sanft singender Vögel. In Buddhas Reinem Land erheben diese melodisch singenden Vögel ihre Stimmen für Buddhas Lehren und loben seine Tugenden.
Wer auch immer die Musik dieser Stimmen hört und ihr lauscht, lauscht der Stimme Buddhas und wird sich des gefestigten Vertrauens bewußt, und Freude, Frieden und Brüderlichkeit herrschen überall in der Gemeinschaft.
Sanfte Westwinde wehen durch die Bäume dieses Reinen Landes und bewegen die wohlriechenden Vor hänge der Pavillons, die sich in wohlklingenden musikalischen Rhythmen fortbewegen.
Menschen, welche die schwachen Echos dieser himmlischen Musik hören, denken sogleich an Buddha, den Dharma und den Samgha. Alle diese Vorzüglichkeiten sind nur die Widerspiegelungen der gewöhnlichen Dinge des Reinen Landes.
3. Warum wird Buddha in diesem Land ,Amida` genannt, was auf den Buddha des Ungehinderten Lichts und des Unendlichen Lebens hinweist? Weil der Glanz seiner Wahrheit unaufhaltsam bis in die äußersten und innersten Grenzen des Buddha-Landes strahlt; weil die sein lebendiges Mitleid durch all die unzähligen Leben und Äonen nie schwindet.
Weil die Zahl derer, die in seinem Reinen Land hineingeboren und vollkommen erleuchtet werden, unzählbar groß ist, und sie nie wieder in die Welt des Irrglaubens und des Todes zurückkehren müssen.
Weil die Zahl derer, die durch sein Licht der Weisheit zu neuem Leben erwacht sind, unzählbar ist.
Deshalb sollten alle Menschen ihren Geist auf seinen Namen konzentrieren und, sobald sie an das Lebensziel kommen, Amida Buddhas Namen in hingebungsvollem Vertrauen aussprechen. Wenn sie dies mit aufrichtigem Herzen tun, werden sie in Buddhas Land der Reinheit wiedergeboren werden, hingeführt von Amida Buddha und vielen anderen Erwachten, die in diesem letzten Augenblick erscheinen werden.
Wenn irgendein Mensch Buddhas Namen hört, wird sein Vertrauen an dessen Lehren erwachen, und er wird unübertroffene, vollkommene Erleuchtung erlangen können.