Übung-Zweites Kapitel
ZWEITES KAPITEL
DER WEG ZUR PRAKTISCHEN ERKENNTNIS
I
DIE SUCHE NACH WAHRHEIT
l. Auf der Suche nach Wahrheit gibt es gewisse Fragen, die für sie unerheblich sind. Aus welchem Material besteht das Weltall? Ist das Weltall unendlich? Gibt es für das Weltall Grenzen oder nicht? Wie setzt sich die menschliche Gesellschaft zusammen? Welche Organisationsform ist' für die menschliche Gesellschaft ideal? Müßte ein Mensch sein Suchen und sein Training für die Erleuchtung aufschieben, bis solche Fragen gelöst wären, so würde er sterben, bevor er den Weg zur Wahrheit gefunden hätte.
Nehmen wir an, ein Mensch wäre von einem giftigen Pfeil durchbohrt, und seine Verwandten und Freunde kämen zusammen, um einen Chirurgen zu holen, der den Pfeil herausziehen und die Wunde behandeln sollte.
Wenn der verwundete Mann protestieren und sagen würde: "Warte ein bißchen! Bevor du ihn herausziehst, möchte ich wissen, wer diesen Pfeil schoß. War es ein Mann oder eine Frau? War es jemand von edler Herkunft oder war es ein Bauer? Woraus bestand der Bogen? War es ein großer oder ein kleiner Bogen, der den Pfeil schoß? Bestand er aus Holz oder aus Bambus? Woraus bestand die Bogensehne? War sie aus einem Faserstoff oder aus Darm? War der Pfeil aus Rohr oder aus Schilfrohr? Was für Federn wurden verwendet? Bevor du diesen Pfeil herausziehst, möchte ich alles über diese Dinge wissen!" Was wird dann passieren?
Bevor alle diese Informationen beschafft werden können, wird das Gift zweifellos Zeit gehabt haben, durch das ganze Blutsystem zu kreisen, und der Mann stirbt wahrscheinlich. Deshalb besteht die erste Aufgabe darin, den Pfeil zu entfernen und zu verhindern, daß sich sein Gift ausbreitet.
Wenn das Feuer der Leidenschaft die Welt gefährdet, so ist die Zusammensetzung des Weltalls von geringer Bedeutung. Es ist auch nicht so wichtig, sich mit der idealen Form für die menschliche Gemeinschaft zu befassen.
Die Frage, ob das Weltall Grenzen hat oder unendlich ist, kann unbeantwortet bleiben, bis irgendein Weg gefunden ist, um das Feuer der Geburt, des Alters, der Krankheit und des Todes zu löschen. In Gegenwart von Klage, Kummer, Leid und Schmerz sollte man zuerst nach einem Weg suchen, um diese Probleme zu lösen, und sich der Ausübung dieses Weges hingeben.
Die Lehre Buddhas lehrt, was wichtig ist, zu wissen und nicht was unwichtig ist. Das heißt, sie lehrt die Menschen zu lernen, was sie lernen sollten; zu entfernen, was sie entfernen sollten; zu trainieren, wodurch sie erleuchtet werden.
Deshalb sollten die Menschen zuerst erkennen, was für sie von größter Bedeutung ist, welches Problem zuerst gelöst werden sollte, welches das Kernproblem für sie ist. Um all dies zu tun, müssen sie zuerst ihren Geist trainieren, das heißt, sie müssen zuerst die Kontrolle über ihren Geist erlangen.
2. Nehmen wir einmal an, ein Mann geht in den Wald, um etwas Mark aus dem Inneren eines Baumes zu holen, kehrt aber mit einer Ladung von Zweigen und Blättern zurück und glaubt nun, daß er das, wonach er suchte, gefunden hat. Wäre er nicht töricht, wenn er mit der Rinde, der Schutzschicht oder dem Holz zufrieden sein würde anstelle des Marks, nach dem er suchte? Aber genau das ist es, was viele Menschen tun.
Eine Person sucht einen Weg, der sie wegführt von Geburt, Alter, Krankheit und Tod oder von Wehklagen, Kummer, Leid und Schmerz. Und dennoch, folgt sie dem Pfad ein kleines Stück und bemerkt dabei einen kleinen Fortschritt, so wird sie sofort stolz, eitel und herrisch. Sie ist dann wie der Mann, der Mark suchte und mit einem Bündel Zweigen und Blätter zufrieden wegging.
Ein anderer Mann, der mit dem Fortschritt zufrieden war, den er durch geringe Anstrengung erlangt hatte, läßt in seinen Anstrengungen nach und wird stolz und eitel: Er trägt nur ein Bündel Zweige weg anstatt das Mark, das er suchte.
Noch ein anderer Mann läßt, sobald er bemerkt, daß sein Geist ruhiger und seine Gedanken klarer geworden sind, auch in seinen Anstrengungen nach und wird stolz und eitel: Er hat eine Ladung mit Rinde anstelle des Marks, das er suchte.
Wiederum ein anderer Mann wird stolz und eitel, weil er feststellt, daß er ein gewisses Maß an intuitiver Einsicht erlangt hat. Er besitzt ein Bündel holziger Faser vom Baum anstatt des Marks. Alle diese Sucher, die durch ihre ungenügende Anstrengung leicht zufriedengestellt und stolz und herrisch werden, lassen in ihren Anstrengungen nach und verfallen leicht in Trägheit. Alle diese Menschen werden dem Leiden unweigerlich wieder ins Auge sehen müssen.
Jene, die den wahren Weg der Erleuchtung suchen, dürfen keine leichte Aufgabe erwarten oder eine, die durch Angebote an Achtung, Ehre und Ergebenheit angenehm gemacht wird. Ferner dürfen nicht mit nur leichter Anstrengung nach einem geringfügigen Fort schritt in der Ruhe, im Wissen oder in der Einsicht streben.
Zu allererst sollte man die grundlegende und wesentliche. Natur dieser Welt des Lebens und des Todes sich klar vor Augen führen.
3. Die Welt hat keine eigene Substanz. Es existiert nur ein breiter Zusammenhang zwischen Ursachen und Wirkungen, die ihren Ursprung einzig und allein in den Aktivitäten des Geistes haben, welcher durch Unwissen, falsche Vorstellungen, Bedürfnisse und blinde Leidenschaft angeregt wurde. Dieser kommt nicht von außen, wodurch der Geist falsche Vorstellungen entwickelt; es existiert überhaupt nichts Äußeres . Es sind allein die Prozesse des Geistes, die seine eigenen Irrtümer aufzeigen und sie in Erscheinung treten lassen. Sie sind gegründet und aufgebaut aus den Bedürfnissen des Geistes, aus seinen Leiden und Kämpfen, die mit dem Schmerz verbunden sind, der durch seine eigene Habgier, Zorn und Verblendung hervorgerufen wurde. Menschen, die den Weg zur Erleuchtung suchen, sollten bereit sein, einen solchen Geist zu bekämpfen, um ihr Ziel zu erreichen.
4. Oh, mein Geist! Warum schwebst du so ruhelos über den sich ändernden Lebensumständen? Warum verwirrst du mich so und machst mich so ruhelos? Warum drängst du mich, so viele Dinge anzuhäufen? Du bist wie ein Pflug, der in Stücke zerfällt, bevor er zu pflügen beginnt; du bist wie ein Steuerruder, das abmontiert wird, gerade in dem Augenblick, wo du dich auf das Meer des Lebens und des Todes wagst. Was nützen viele Wiedergeburten, wenn wir keinen guten Gebrauch von diesem Leben machen?
Oh, mein Geist! Einmal läßt du mich als König auf die Welt kommen und ein andermal als Ausgestoßener, der um seine Nahrung bettelt. Manchmal läßt du mich in himmlischen Villen von Göttern auf die Welt kommen und in Luxus und Freudentaumel schwelgen, dann stürzt du mich in die Flammen der Hölle.
Oh, mein törichter, törichter Geist! So hast du mich die verschiedensten Wege entlang geführt, und ich bin dir gefügig und gehorsam gefolgt. Aber jetzt, wo ich von der Lehre Buddhas gehört habe, störe mich nicht mehr und füge mir keine weiteren Leiden zu, sondern laß uns statt dessen zusammen, bescheiden und geduldig, die Erleuchtung suchen.
Oh, mein Geist! Wenn du nur lernen könntest, daß alles unwesentlich und vergänglich ist. Wenn du nur lernen könntest, nicht nach Dingen zu heischen, keine Dinge herbeizusehnen, nicht der Habgier, dem Zorn und der Torheit nachzugeben, dann könnten wir in Ruhe reisen. Dann könnten wir, indem wir die Fessel der Bedürfnisse mit dem Schwert der Weisheit durch schneiden, von den sich ändernden Umständen, von Vorteil oder Nachteil, Gut oder Böse, Verlust oder Gewinn, Lob oder Verachtung nicht gestört werden und in Frieden leben.
Oh, mein lieber Geist! Du warst es, der zuerst Vertrauen in uns erweckte; du warst es, der uns nahelegte, nach Erleuchtung zu suchen. Warum gibst du der Habgier, der Liebe zur Bequemlichkeit und an genehmen Reizen wieder nach?
Oh, mein Geist! Warum eilst du hin und her, ohne endgültiges Ziel? Laß uns dieses wilde Meer des Irrglaubens überqueren. Bisher habe ich nach deinem Willen gehandelt, aber jetzt mußt du nach meinem Willen handeln, und zusammen mit mir Buddhas Lehre folgen.
Oh, mein lieber Geist! Diese Berge, Flüsse und Seen sind veränderlich und schmerzerzeugend. Wo sollen wir in dieser Welt der Irreführungen Ruhe suchen? Laß uns der Lehre Buddhas folgen und auf das andere Ufer der Erleuchtung zugehen.
5. Diejenigen, die den Weg zur Erleuchtung wirklich suchen, stellen dem Geist Bedingungen. Dann kommen sie mit starker Zielstrebigkeit vorwärts. Obwohl sie von einigen verschmäht und von anderen verspottet werden, gehen sie mit einem ungetrübten Geist vorwärts. Sie werden nicht zornig, wenn sie mit Fäusten geschlagen oder mit Steinen beworfen werden, oder wenn ihnen mit Schwertern klaffende Wunden zugefügt werden.
Selbst wenn Feinde den Kopf vom Rumpf ab trennen, darf der Geist doch nicht getrübt werden. Wenn die Menschen ihren Geist durch die Dinge, die sie erleiden, trüben lassen, folgen sie nicht der Lehre Buddhas. Sie müssen entschlossen sein, standhafte und unbeirrbare Gedanken, die beständig Nächstenliebe und Wohlwollen ausstrahlen, zu bewahren, ganz gleich, was ihnen auch zustoßen mag. Die Verschämung und das Unglück sollen nur kommen, und dennoch sollte man fest entschlossen sein, im von der Lehre Buddhas erfüllten Geiste unberührt und ruhig zu bleiben:
Um der Erleuchtung willen werde ich versuchen, das Unmögliche zu vollbringen und das Unerträgliche zu ertragen. Ich werde bis zum letzten Stück von dem geben, was ich habe. Wenn mir gesagt wird, daß ich, um zur Erleuchtung zu gelangen, meine Nahrung auf ein einziges Reiskorn am Tag beschränken muß, so werde ich nur das essen. Auch wenn der Weg zur Erleuchtung mich durchs Feuer führt, werde ich vorwärts gehen.
Aber man darf diese Dinge nicht tun, um irgendein Ziel im Jenseits erreichen zu wollen. Man sollte sie tun, weil sie weise und richtig sind. Man sollte sie aus einem Geist der Nächstenliebe heraus tun, wie eine Mutter Dinge für ihr kleines oder krankes Kind tut, ohne an die eigene Kraft oder das Wohlergehen zu denken.
6. Es war einmal ein König, der sein Volk und sein Land liebte und es mit Weisheit und Güte regierte, so daß sein Land wohlhabend und friedlich war. Er suchte beständig nach größerer Weisheit und Erleuchtung. Er bot sogar jedem, der ihn die wertvollen Lehren vermitteln konnte, Belohnungen an.
Auf seine Hingabe und Weisheit wurden schließlich die Götter aufmerksam, und sie beschlossen, ihn zu testen. Ein Gott erschien vor den Toren des königlichen Palastes, verkleidet als Dämon, und bat, vor den König gebracht zu werden, da er eine tugendhafte Lehre für ihn hätte.
Der König, erfreut die Botschaft zu hören, empfing ihn freundlich und bat um Belehrung. Der Dämon nahm eine entsetzliche Gestalt an, verlangte nach Nahrung und sagte, daß er ihn nicht lehren könne, bis er die Nahrung zu sich genommen hätte, die er verlangte. Auserlesenes Essen wurde dem Dämon angeboten, aber dieser bestand darauf, warmes menschliches Fleisch und Blut zu bekommen. Der Kronprinz und auch die Königin opferten ihren Körper, aber der Dämon war immer noch unzufrieden und verlangte deshalb den Körper des Königs.
Der König erklärte sich bereit, ihm seinen Körper zu opfern, bat aber darum, zuerst die Lehre hören zu dürfen.
Der Gott trug folgende weise Lehre vor: "Klagen entstehen durch die Begierde, und Furcht entsteht durch die Begierde. Diejenigen, die sich von Begierden befreien, klagen nicht und fürchten sich nicht." Plötzlich nahm der Gott seine wahre Gestalt wieder an, und sowohl der Prinz als auch die Königin erschienen mit ihrem eigenen Körper.
7. Es existierte einmal ein Mann, der im Himalaja nach dem Wahren Pfad suchte. Er kümmerte sich weder um all die Schätze der Welt noch um all die Freuden des Himmels, sondern suchte nach der Lehre, die alle geistigen Irrtümer beseitigen würde.
Die Götter waren von dem Eifer und der Aufrichtigkeit dieses Mannes beeindruckt und beschlossen deshalb, seine Gesinnung zu prüfen. So verkleidete sich einer der Götter als Dämon, erschien im Himalajagebirge und sang: "Alles verändert sich, alles kommt und geht."
Der nach der Erleuchtung Suchende hörte dieses Lied, das ihm sehr gut gefiel. Er war so erfreut, als hätte er eine Quelle kühlen Wassers für seinen Durst gefunden, oder als ob ein Sklave unerwartet freigesetzt worden wäre. Er sagte sich: "Endlich habe ich die wahre Lehre gefunden, nach der ich so lange gesucht habe." Er folgte der Stimme und stieß schließlich auf den schrecklichen Dämon. Er näherte sich dem Dämon mit Unbehagen und sagte: "Warst du es, der das wahre Lied sang, das ich gerade gehört habe? Wenn du es warst, sing mir bitte weiter davon vor."
Der Dämon erwiderte: "Ja, es war mein Lied, aber ich kann nicht mehr singen, bevor ich nicht etwas gegessen habe, denn ich bin hungrig."
Der Mann bat ihn sehr eindringlich, weiter zu singen, und sagte: "Es hat eine tugendhafte Bedeutung für mich und ich habe seit langer Zeit nach dieser Lehre gesucht. Ich habe nur einen Teil von diesem Lied gehört. Laß mich bitte mehr hören."
Der Dämon sprach abermals: "Ich bin hungrig, aber wenn ich das warme Fleisch und Blut eines Menschen schmecken kann, werde ich das Lied zu Ende singen."
Der Mann, der so darauf erpicht war, die Lehre zu hören, versprach dem Dämon, daß er seinen Körper erhalten könne, nachdem er die Lehre vernommen hätte. Dann sang der Dämon das Lied."Alles ändert sich,
Alles kommt und geht,
Es herrscht vollkommene Ruhe,
Wenn man sowohl über das Leben wie über das Sterben erhaben ist."Als der Mann das gehört, und das Gedicht auf die Felsen und Bäume ringsherum geschrieben hatte, kletterte er ruhig auf einen Baum und ließ sich dem Dämon zu Füßen fallen. Der Dämon aber war verschwunden, und statt dessen empfing ein strahlender Gott den Körper des unverletzten Mannes.
8. Es lebte einmal ein nach dem wahren Pfad ernsthaft Suchender namens Sadaprarudita. Er wies jede Versuchung nach Gewinn oder Ehre von sich und suchte den Pfad unter Einsatz seines Lebens. Eines Tages sprach eine Stimme vom Himmel zu ihm: "Sadaprarudita! Gehe geradewegs gen Osten. Denke weder an die Hitze noch an die Kälte, achte nicht auf irdisches Lob oder Verachtung, mach dir nichts aus den Benachteiligungen von Gutem oder Bösen, sondern gehe weiter nach Osten. Dort wirst du einen wahren Lehrer finden und zur Erleuchtung gelangen."
Sadaprarudita war hoch erfreut, diese genaue Anweisung erhalten zu haben und trat sofort seine Reise nach Osten an. Manchmal drängte es ihn zu schlafen, wenn in einem einsamen Feld oder in den wilden Gebirgen die Nacht über ihn hereinbrach. Da er ein fremder in fremden Ländern war, hatte er unter vielen Demütigungen zu leiden. Einmal verkaufte er sich in die Sklaverei, indem er aus Hunger sein eigenes Fleisch verkaufte, aber schließlich fand er den wahren Lehrer und bat ihn um seine Unterweisung.
Es gibt ein Sprichwort: "Gute Dinge sind teuer" , und Sadaprarudita fand, daß es in seinem Fall zutraf, denn er hatte während seiner Reise auf der Suche nach dem Pfade viele Schwierigkeiten. Er hatte kein Geld, um einige Blumen und Weihrauch zu kaufen, die er dem Lehrer hätte schenken können. Er versuchte deshalb, seine Dienste zu verkaufen, aber er konnte niemanden finden, der ihn anstellte. Es schien ein böser Geist zu existieren, der ihm immer im Weg stand, wie auch immer er sich wenden mochte. Der Weg zur Erleuchtung ist ein schwerer, und er kann einem Menschen sogar das Leben kosten.
Schließlich gelangte Sadaprarudita in die Gegenwart des Lehrers selbst, und selbst dann mußte er eine neue Schwierigkeit überwinden. Er besaß kein Papier, auf dem er sich hätte Notizen machen können und keinen Pinsel und Tinte, womit er schreiben konnte. So stach er in sein Handgelenk und machte sich mit seinem eigenen Blut Notizen. Auf diese Weise stellte er die kostbare Wahrheit sicher.
9. Es war einmal ein Junge namens Sudhana, der sich auch nach Erleuchtung sehnte und eifrig nach dem Weg dahin suchte. Von einem Fischer erfuhr er die Kunde des Meeres. Von einem Arzt lernte er das Mitleid mit kranken Menschen und ihrem Leiden. Von einem wohlhabenden Mann erfuhr er, daß das Sparen von Pfennigen das Geheimnis seines Vermögens sei, und er dachte daran, wie nötig es sei, jede Kleinigkeit, die man auf dem Wege zur Erleuchtung erwarb, aufzubewahren..
Von einem meditierenden Mönch erfuhr er, daß dem reinen und friedfertigen Geist eine wunderbare Kraft innewohnt, welche die anderen Seelen reinigen und beruhigen würde. Er traf einmal eine Frau, die eine außergewöhnliche Persönlichkeit war, und war von ihrer mildtätigen Gesinnung stark beeindruckt, von ihr lernte er die Lektion, daß Mildtätigkeit die Frucht der Weisheit ist. Einmal traf er einen alten Wanderer, der ihm sagte, um einen bestimmten Ort zu erreichen, müsse er einen Berg aus Schwertern erklimmen und durch ein Tal aus Feuer hindurchgehen müsse. So lernte Sudhana aufgrund seiner Erfahrungen, daß man über alles, was man sah oder hörte, eine wahre Lehre erhalten konnte.
Er lernte Geduld von einer armen, physisch schwachen Frau. Er lernte eine Lektion über das einfache Glück, indem er Kinder beobachtete, die auf der Straße spielten. Von einigen liebenswürdigen und bescheidenen Menschen, die nie daran dachten, irgend etwas zu wollen, was ein anderer wollte, lernte er das Geheimnis, mit der ganzen Welt in Frieden zu leben.
Er lernte eine Lektion der Eintracht, indem er beobachtete, wie sich die Elemente des Weihrauchs miteinander vermischten und eine Lektion der Danksagung durch die Zusammenstellung der Blumen. Eines Tages, als er durch einen Wald ging, ruhte er sich unter einem edlen Baum aus und bemerkte in der Nähe einen winzigen Keimling, der aus einem gestürzten und abgestorbenen Baum herauswuchs. Dadurch lernte er die Lektion von der Ungewißheit des Lebens.
Das Sonnenlicht am Tage und das Funkeln der Sterne in der Nacht erfrischten ständig seinen Geist. So profitierte Sudhana von den Erlebnissen seiner langen Reise.
In der Tat müssen diejenigen, die nach Erleuchtung suchen, an ihre Seelen denken als seien sie Schlösser und sie schmücken. Sie müssen die Schloßeingänge ihrer Seelen weit öffnen für Buddha, und ihn respektvoll und bescheiden einladen, in die innerste Festung einzukehren, um ihm dort den wohlriechenden Weihrauch des Vertrauens und die Blumen der Dankbarkeit und der Freude als Gaben darzubieten.
Il DIE WEGE DER ÜBUNG1. Für diejenigen, die Erleuchtung suchen, gibt es drei Arten des Übens, die verstanden und befolgt werden müssen. Zuerst die Disziplinen für praktisches Benehmen, zweitens, die richtige Konzentration des Geistes und drittens, Weisheit.
Was sind Disziplinen? Jeder Mensch, ob er ein gewöhnlicher Mensch ist oder einer, der auf der Suche nach dem Weg ist, sollte die Gebote für gutes Benehmen befolgen. Er sollte sowohl seinen Geist als auch seinen Körper kontrollieren und die Tore zu seinen fünf Sinnen bewachen. Er sollte selbst vor einem geringen Übel Angst haben und sollte, von Augenblick zu Augenblick, danach streben, nur gute Taten zu vollbringen.
Was ist mit der Konzentration des Geistes gemeint? Es bedeutet, daß man schnell von habgierigen und schlechten Wünschen abkommt, sobald sie aufkommen, und daß man den Geist rein und ruhig hält.
Was ist Weisheit? Es ist die Weisheit, die Vierfache Edle Wahrheit vollkommen zu verstehen und geduldig zu akzeptieren, um die Tatsache des Leidens und sein Wesen zu erkennen, um zu wissen, was das Ende des Leidens ausmacht; um den Edlen Pfad zu kennen, der zum Ende des Leidens führt.
Diejenigen, die ernsthaft diesen drei Wegen der Übung folgen, können wirklich als Jünger Buddhas bezeichnet werden.
Nehmen wir an, ein Esel, der keine schöne Gestalt hat, keine Stimme und keine Hörner wie die, welche eine Kuh hat, würde einer Herde Kühe folgen und ausrufen: "Seht, ich bin auch eine Kuh!" Würde irgend jemand ihm glauben? Es ist genauso töricht, wenn ein Mensch den drei Wegen der Übung nicht folgt, sondern damit prahlt, daß er ein Suchender oder ein Jünger Buddhas sei.
Bevor ein Bauer im Herbst die Ernte einfährt, muß er zuerst den Acker pflügen, den Samen säen, ihn bewässern und das Unkraut, das im Frühjahr aufsprießt, jäten. Ähnlich muß derjenige, der die Erleuchtung sucht, den drei Wegen der Übung folgen. Ein Bauer kann nicht erwarten, heute die Knospen zu sehen, morgen die Pflanzen und am darauffolgenden Tage die Ernte einzuholen. So kann ein Mensch, der die Erleuchtung sucht, nicht erwarten, daß er heute alle irdischen Wünsche fallenläßt, sich morgen von den Neigungen und üblen Wünschen befreit und dann am nächsten Tage erleuchtet sein wird.
Genauso wie Pflanzen die geduldige Pflege des Bauern erhalten, nachdem die Saat gesät worden ist, während der Klimaänderungen und des Wachstums von der Pflanze bis zur Frucht; so muß derjenige, der nach der Erleuchtung sucht, geduldig und beständig den Boden der Erleuchtung pflegen, indem er den drei Wegen der Übung folgt.
2. Es ist schwierig, auf dem Pfade, der zur Erleuchtung führt, fortzuschreiten, solange man nach Wohltaten und Luxusgütern gierig Ausschau hält, und der Geist durch die Wünsche der Sinne getrübt ist. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Genuß des Lebens und dem Genuß des Wahren Pfades.
Wie schon erwähnt, ist der Geist die Quelle aller Dinge. Wenn sich der Geist irdischer Dinge erfreut, werden Illusionen und Leiden unweigerlich folgen. Aber wenn der Geist sich des Wahren Pfades erfreut, werden Glück, Zufriedenheit und Erleuchtung genauso sicher folgen.
Deshalb sollten diejenigen, die Erleuchtung suchen, ihren Geist rein halten und geduldig auf den drei Wegen bleiben und sie üben. Wenn sie die Gebote einhalten, werden sie selbstverständlich die Konzentration des Geistes erwerben. Wenn sie die Konzentration des Geistes erworben haben, wird es für sie genauso natürlich sein, nach der Weisheit zu streben, und diese wird sie zur Erleuchtung führen.
In der Tat sind diese drei Wege (nämlich die Gebote einhalten, die Konzentration des Geistes trainieren und beständig weise handeln) der Wahre Weg zur Erleuchtung. Dadurch, daß die Menschen ihnen nicht gefolgt sind, haben sie eine ganze Zeit lang geistige Irrtümer angehäuft. Sie dürfen sich nicht mit irdischen Menschen auseinandersetzen, sondern müssen geduldig in dieser inneren Welt aus reinem Geist meditieren, um zur Erleuchtung zu gelangen.
3. Sobald die drei Wege der Übung analysiert worden sind, werden sie den Vierfachen Edlen Pfad enthüllen, die Vier Gesichtspunkte, die beachtet werden müssen, die Vier Richtigen Verhaltensweisen, die Fünf Fähigkeiten der Kraft, die angewendet werden müssen und die Vollendung der Sechs Praktiken.
Der Achtfache Edle Pfad verweist auf Vollkommene Erkenntnis, Vollkommene Gesinnung, Vollkommene Rede, Vollkommenes Tun, Vollkommenen Lebensunterhalt, Vollkommene Anstrengung, Vollkommene Achtsamkeit und Vollkommene Sammlung.
Die Vollkommene Erkenntnis beinhaltet das grundlegende Verständnis von der Vierfachen Wahrheit, das Akzeptieren des Gesetzes von Ursache und Wirkung, sowie sich nicht durch das Äußere und die Wünsche trügen zu lassen.
Die Vollkommene Gesinnung bedeutet den Entschluß, keine Bedürfnisse zu hegen, nicht habgierig zu sein, und keine Tat zu vollbringen, durch die jemand geschädigt werden kann.Unter der Vollkommenen Rede ist die Vermeidung von Lügen, eitlen und verachtenden Worten sowie Doppelzüngigkeit zu verstehen. Das Vollkommene Tun bedeutet, kein Leben zu zerstören, nicht zu stehlen und keinen Ehebruch zu begehen. Der Vollkommene Lebensunterhalt betrifft die Vermeidung einer Lebensführung, durch die einem Menschen Schaden zugefügt werden könnte. Die Vollkommene Anstrengung beinhaltet den Versuch, fleißig sein Bestes in die richtige Richtung zu tun. Die Vollkommene Achtsamkeit bedeutet, einen reinen und besinnlichen Geist zu bewahren. Die Vollkommene Sammlung bedeutet, den Geist ruhig und in rechter Weise für die Konzentration zu halten, indem man versucht, das wahre Wesen des-Geistes zu verwirklichen. 4. Die Vier zu berücksichtigenden Gesichtspunkte sind: Erstens, in Betracht zu ziehen, daß der Körper unrein ist und danach zu trachten, alle Bindungen an ihn fern zuhalten. Zweitens, die Sinne als eine Quelle des Leidens zu betrachten, wie auch immer ihre Gefühle von Schmerz oder Freude sein mögen. Drittens, den Geist als etwas zu betrachten, das dauernder Veränderung ausgesetzt ist. Viertens, alles auf der Welt als eine Folge von Ursachen und Bedingungen anzusehen und zu verstehen, daß nichts für immer unverändert bleibt.
5. Die Vier Richtigen Verhaltensweisen sind: Erstens, jedes Übel am Auftreten zu hindern. Zweitens, jedes Übel zu beseitigen, sobald es beginnt. Drittens, zu veranlassen, daß gute Taten vollbracht werden. Viertens, den Wachstum und das Fortdauern der guten Taten, die schon begonnen wurden, zu fördern. Man muß sich bemühen, diese Vier Verhaltensweisen beizubehalten.
6. Die Fünf Fähigkeiten der Kraft sind: Erstens das Vertrauen zu stärken. Zweitens der Wille, sich anzustrengen. Drittens die Fähigkeit der zuverlässigen Erinnerung. Viertens die Fähigkeit, seinen Geist zu konzentrieren. Fünftens die Fähigkeit, tiefe Weisheit zu bewahren. Diese Fünf Fähigkeiten sind notwendige Kräfte, um die Erleuchtung zu erlangen.
7. Die Vollendung der Sechs Praktiken, um die andere Küste der Erleuchtung zu erreichen, sind: Der Weg des Schenkens, der Weg, Gebote einzuhalten, der Weg der Ausdauer, der Weg des Bemühens, der Weg der Konzentration des Geistes und der Weg der Weisheit. Indem man diesen Pfaden folgt, ist es möglich, von der Küste des Irrglaubens sicher zur Küste der Erleuchtung hinüber zu gelangen.
Durch die Praxis des Schenkens wird die Selbstsucht beseitigt. Die Ausübung der Gebote trägt dazu bei, immer an die Rechte und das Wohlbefinden anderer zu denken. Die Praxis des Erduldens hilft, einen ängstlichen oder zornigen Geist unter Kontrolle zu halten; die Praxis des Bemühens hilft, fleißig und aufrichtig zu sein; die Praxis der Konzentration hilft, einen umherirrenden und oberflächlichen Geist ' zu kontrollieren; und die Praxis der Weisheit verhilft einem dunklen und verwirrten Geist zu klarer und scharfsinniger Einsicht.
Das Geben und das Einhalten von Geboten sind das Fundament, das nötig ist, um darauf ein großes Schloß zu bauen. Erdulden und Bemühung sind die Mauern dieses Schlosses, die es gegen äußere Feinde schützt. Konzentration und Weisheit sind die persönlichen Waffen, die vor den Angriffen des Lebens und des Todes schützen.
Macht man ein Geschenk nur, wenn es zweckdienlich ist, oder weil es leichter ist, zu geben als nicht zu geben, so ist dies natürlich ein Schenken, aber es ist keine echte Gabe. Wahres Schenken kommt von einem mit fühlenden Herzen, bevor irgendeine Bitte ausgesprochen wurde, und das Wahre Geschenk ist dasjenige, welches nicht nur gelegentlich, sondern ständig gegeben wird.
Es handelt sich auch dann um kein Wahres Geschenk, wenn nach der Tat Gefühle des Bedauerns oder des Eigenlobes entstehen. Ein Wahres Geschenk ist jenes, welches mit Freude gemacht wird, indem man sich als den Schenkenden, den anderen als den Beschenkten und das Geschenk selbst vergißt.
Das Wahre Schenken entspringt spontan dem reinen, mitfühlenden Herzen, ohne Gedanken an irgendeine Rückgabe, und mit dem Wunsch, gemeinsam in ein Leben der Erleuchtung einzutreten.
Es gibt sieben Arten von Opfern, die sogar von jenen Menschen gebracht werden können, die nicht wohl habend sind.
1. Das physische Opfer. Es bedeutet, daß man seine Dienste mit seiner Hände Arbeit anbieten soll. Die höchste Stufe dieser Opferweise ist dann erreicht, wenn man ein eigenes Leben, wie in Ader folgenden Geschichte gezeigt wird, hingibt.
2. Das geistige Opfer, d.h., daß man ein mitfühlendes Herz für andere Menschen haben soll.
3. Das Opfer, das man mit den Augen bringt, d.h., daß man anderen Menschen einen warmen Blick schenken soll, der sie beruhigt.
4. Das Opfer, das man mit dem Gesichtsausdruck bringt, d.h., daß man andere Menschen mit einem milden Gesichtsausdruck und einem Lächeln betrachten soll.
5. Das mündliche Opfer, d.h. man soll freundliche und warme Worte an andere Menschen richten.
6. Das Opfern seines Platzes. Man soll anderen seinen Platz anbieten.
7. Das Opfer, Obdach zu gewähren. Man soll Menschen in seinem Hause übernachten lassen.
Diese Opfer können von jedem Menschen in täglichen Leben gebracht werden.
8. Es war einmal ein Prinz namens Sattva. Eines Tages gingen er und seine beiden älteren Brüder in einen Wald um zu spielen. Dort sahen sie eine halb verhungerte Tigermutter, die offensichtlich den Versuch unternahm, ihre eigenen sieben Jungen zu verschlingen, um ihren Hunger zu stillen.
Prinz Sattva vollbrachte spontan diese Tat der Nächstenliebe, aber in seiner Seele dachte er: " Dieser Körper ändert sich und ist nicht von Dauer. Ich habe diesen Körper geliebt, ohne daran zu denken, ihn wegzuwerfen, aber nun werde ich ihn dieser Tigermutter schenken, um zur Erleuchtung zu gelangen."
Die älteren Brüder rannten vor Furcht weg, aber Sattva kletterte auf eine Felsenklippe und warf sich über die Tigermutter, um das Leben der Tigerbabies zu retten.
9. Es existieren Vier Unbegrenzte Geisteszustände, welche der nach Erleuchtung Suchende hegen sollte: Mitgefühl, Güte, Freude und Gleichmut. Man kann die Habgier beseitigen, indem man das Mitgefühl hegt. Man kann den Zorn abschaffen durch Güte. Man kann das Leiden durch Freude und die Gewohnheit, Feinde und Freunde geringzuschätzen, dadurch aufheben, daß man einen gleichmütigen Geist pflegt.
Es zeugt von großem Mitgefühl, Menschen glücklich und zufrieden zu machen. Es zeugt von großer Güte, alles, was Menschen nicht glücklich und zufrieden macht, zu entfernen. Es ist eine große Freude, jedermann glücklich und zufrieden und mit fröhlichem Sinn zu erleben. Es herrscht eine große Friedlichkeit, wenn jeder glücklich und zufrieden ist, und man dann gegenüber einem jeden gleiche Gefühle empfinden kann.
Nur mit Sorgfalt kann man diese Vier Unbegrenzten Geisteszustände pflegen und Habgier, Zorn, Leiden und die Gesinnung der Haßliebe loswerden. Dies ist aber keine leichte Angelegenheit. Einen üblen Geisteszustand wird man so schwer los wie einen Wachhund, einen guten Verliert man dagegen so leicht, wie einen Hirsch in einem Wald. Oder ein übler Geisteszustand ist so schwer zu beseitigen wie Buchstaben, die in einen Stein geritzt sind, und ein guter ist dagegen so leicht zu verlieren wie Worte, die in Wasser geschrieben sind. In der Tat ist es wohl das Schwierigste im Leben, für die Erleuchtung zu üben.
10. Es war einmal ein junger Mann namens Srona, der in einer wohlhabenden Familie hineingeboren aber von schwacher Gesundheit war. Er war sehr bestrebt, die Erleuchtung zu gewinnen und wurde deshalb ein Jünger des Erhabenen. Er übte so hart, daß schließlich seine Füße bluteten.
Der Erhabene bemitleidete ihn und sprach: "Srona, mein Junge, hast du zuhause jemals auf der Harfe geübt? Du weißt, daß eine Harfe keine Musik von sich gibt, wenn die Saiten zu fest oder zu locker gespannt sind, sondern nur, wenn diese richtig gespannt sind.
"Die Übung für die Erleuchtung entspricht dem Spannen der Harfensaiten. Man kann die Erleuchtung nicht erwerben, wenn man die Saiten des Geistes zu locker oder zu fest anzieht. Man muß umsichtig sein und weise handeln." Srona fand diese Worte sehr nützlich und erwarb schließlich, wonach er suchte.
11. Es war einmal ein Prinz, der in der Anwendung der fünf Waffen sehr geübt war. Eines Tages kehrte er von seiner Übung nach Hause und traf ein Monster, dessen Haut unverletzlich war.
Das Monster ging auf ihn los, aber nichts schüchterte den Prinzen ein. Er schoß einen Pfeil auf ihn, der, ohne ihn verletzt zu haben, herunterfiel. Dann warf er seinen Speer, dem es jedoch nicht gelang, die dicke Haut zu durchdringen. Dann warf er eine Stange und einen Wurfspieß, aber es mißlang ihnen, das Monster zu verletzen. Dann benutzte er sein Schwert, aber dieses zerbrach. Der Prinz griff das Monster mit seinen Fäusten und Füßen an, aber es war zwecklos, dann das Monster umklammerte ihn mit seinen riesigen Armen und hielt ihn fest. Dann versuchte der Prinz, seinen Kopf als Waffe zu benutzen, aber es war vergebens.
Das Monster sagte: "Es ist zwecklos für dich, dich zu widersetzen. Ich werde dich verschlingen." Der Prinz antwortete: "Du magst glauben, daß ich alle meine Waffen benutzt habe und hilflos bin, aber ich habe noch eine Waffe. Wenn du mich verschlingst, werde ich dich aus deinem Mageninneren heraus zerstören."
Der Mut des Prinzen beunruhigte das Monster, und es fragte: "Wie willst du das anstellen?" Der Prinz erwiderte: "Durch die Kraft der Wahrheit."
Daraufhin ließ das Monster von ihm ab und bat um seine Unterweisung in der Wahrheit.
Die Lehre dieser Fabel soll die Jünger ermutigen, trotz vieler Widersacher in ihren Bemühungen fortzufahren und unerschrocken zu sein.
12. Beides, widerliche Selbstbestätigung und Schamlosigkeit verletzen die Menschheit, aber Schmach und Schande schützen menschliche Lebewesen. Die Menschen achten ihre Eltern und alte Leute, sie achten ihre älteren Brüder und Schwestern, denn sie sind sensibel für Schmach und Schande. Nachdem man über sich selbst nachgedacht hat, verdient es Anerkennung, wenn man von der Ehre Abstand nimmt, die einem selber zuteil wird und sich beschämt fühlt, sobald man sich über andere Menschen negativ äußert.
Wenn ein Mensch einen reumütigen Geist besitzt, wird sein Karma verbrennen, besitzt er aber Beinen reulosen Geist, so wird es fortbestehen und ihn für immer verdammen.
Nur derjenige, der die wahre Lehre richtig vernimmt und ihre Bedeutung und Beziehung zu sich selbst erkennt, kann sie empfangen und Nutzen aus ihr ziehen.
Hört ein Mensch die wahre Lehre jedoch nur, ohne sie zu erwerben, wird er auf der Suche nach ihr fehlschlagen.
Vertrauen, Demut, Bescheidenheit, Anstrengung und Weisheit sind die großen Quellen der Stärke für denjenigen, der die Erleuchtung sucht. Unter diesen Eigenschaften ist die Weisheit die größte, und die übrigen sind nur einzelne Aspekte derselben. Wenn ein Mensch während seiner Übung an irdischen Dingen haftet, sich eitlen Geschwätzes erfreut oder gar einschläft, wird er sogleich vom Pfad zur Erleuchtung abkommen.
13. In der Übung zur Erleuchtung können einige schneller Erfolg ernten als andere. Deshalb sollte man nicht entmutigt werden, falls man sieht, wie andere zuerst die Erleuchtung erlangen.
Wenn ein Mann das Bogenschießen übt, erwartet er keinen schnellen Erfolg, sondern er weiß, daß er bei geduldiger Übung immer genauer trifft. Ein Fluß beginnt als Bach, wird ständig größer und fließt in den großen Ozean.
Diesen Beispielen gemäß wird ein Mensch, der mit Geduld und Ausdauer übt, sicher die Erleuchtung erlangen.
Wie bereits erwähnt, hält man seine Augen offen, wird man der Lehre überall begegnen, und somit sind die Möglichkeiten für die Erleuchtung unendlich.
Es war einmal ein Mann, der Weihrauch anzündete. Er bemerkte, daß der Duft weder kam noch ging, weder auftrat noch verschwand. Dieser geringfügige Zwischen fall ließ ihn zur Erleuchtung gelangen.
Ein anderer Mann bekam einen Dorn in seinen Fuß. Er fühlte den scharfen Schmerz, und ihm kam der Gedanke, daß Schmerz nur eine Reaktion des Geistes sei. Dem folgte ein tieferer Gedanke, nämlich daß der Geist aus der Hand gerät, wenn es einem mißlingt, ihn zu kontrollieren; daß der Geist rein werden kann, wenn einem dies gelingt. Durch diese Gedanken kam ihm wenig später die Erleuchtung.
Ein weiterer Mann war sehr habgierig. Eines Tages gedachte er seinem habgierigen Geist, als ihm der Gedanke kam, daß habgierige Gedanken nichts als Späne und Zündstoff seien, welche die Weisheit verbrennen und verschlingen können. Dieser Gedanke war der Anfang zu seiner Erleuchtung.
Es gibt ein altes Sprichwort: "Halte deinen Geist ausgeglichen. Wenn der Geist ausgeglichen ist, wird die ganze Welt ausgeglichen sein." Achte auf diese Worte. Erkenne, daß alle Unterschiede der Welt allein durch die unterschiedlichen Sehweisen des Geistes verursacht wer den. Gerade in diesen Worten liegt ein Pfad zur Erleuchtung . In der Tat sind die Wege zur Erleuchtung unbegrenzt.
III DER WEG DES VERTRAUENS1. Diejenigen, die in den drei Schätzen, Buddha, Dharma und Samgha Zuflucht suchen, werden die Jünger Buddhas genannt. Die Schüler Buddhas beachten die vier Regeln der Geisteskontrolle; die Gebote, das Vertrauen, das Geben und die Weisheit.
Die Jünger Buddhas haben Vertrauen auf Buddhas Gebote: nicht zu töten, nicht zu stehlen, keinen Ehebruch zu begehen, nicht zu lügen und keinerlei Rausch mittel einzunehmen.
Die Jünger Buddhas haben Vertrauen auf Buddhas vollkommene Weisheit. Sie versuchen, sich von Habgier und Egoismus fernzuhalten und sich im Schenken zu üben. Sie beachten das Gesetz von Ursache und Wirkung, indem sie immer an die Vergänglichkeit des Lebens denken und sich entsprechend der Regel der Weisheit verhalten.
Ein Baum, der sich gen Osten neigt, wird natürlicherweise ostwärts fallen, und so werden diejenigen, welche die Lehre Buddhas vernehmen und ihr ganzes Vertrauen in sie setzen, mit Gewißheit in Buddhas Reinem Lande wiedergeboren werden.
2. Es wurde bereits ganz richtig gesagt, daß jene, die den drei Reichtümern - Buddha, Dharma und Samgha vertrauen, die Jünger Buddhas genannt werden.
Buddha ist derjenige, der vollkommene Erleuchtung erwarb und das Erworbene dazu benutzte, die ganze Menschheit zu befreien und zu segnen. Dharma ist die Wahrheit, der Geist der Erleuchtung und die Lehre, die dies erklärt. Unter Samgha ist die vollkommene Brüderlichkeit der Vertrauenden in Dein Buddha und Dharma zu verstehen.
Wir sprechen von Erleuchtung, Dharma und Brüderlichkeit, als ob sie drei verschiedene Dinge wären, aber sie sind in Wirklichkeit nur ein und dieselbe Sache. Buddha wird in seinem Dharma offenbart und durch die Brüderlichkeit verwirklicht. Deshalb, vertraut man dem Dharma und pflegt die Brüderlichkeit, so heißt das, daß man Vertrauen in den Buddha hat. Und hat man Vertrauen in den Buddha, so heißt das, daß man auch dem Dharma vertraut und die Brüderlichkeit pflegt.
Deshalb werden die Menschen befreit und erleuchtet , indem sie einfach Vertrauen in den Buddha haben. Buddha ist der Vollkommen Erleuchtete, der jeden liebt, als ob jeder sein einziger Sohn wäre. Deshalb wird jeder Mensch, wenn er Buddha als seinen eigenen Vater betrachtet, sich mit Buddha identifizieren und auf diese Weise zur Erleuchtung gelangen.
Diejenigen, die den Buddha so betrachten, werden durch seine Weisheit unterstützt und durch seine Würde beeinflußt werden.
3. Nichts ist auf der Welt von größerem Nutzen als Buddha zu vertrauen. Allein seinen Namen zu hören, auf diesen zu vertrauen, und sich über ihn zu freuen, wenn auch nur für einen Augenblick, ist lohnenswert.
Deshalb sollte man daran Gefallen finden, die Lehre Buddhas zu vernehmen, unabhängig von der Feuersbrunst, welche die ganze Welt erfüllt.
Es wird schwer sein, einem Lehrer zu begegnen, der den Dharma zu erläutern vermag. Es wird noch schwerer sein, einem Buddha zu begegnen. Es wird aber das Schwierigste sein, seiner Lehre Vertrauen entgegen zubringen.
Aber jetzt, da Du dem Buddha begegnet bist, welchen man selten antrifft, und der Dich vernehmen ließ, was kaum zu hören ist, solltest Du Dich daran erfreuen, darauf bauen und Vertrauen in den Buddha haben.
4. Auf der langen Reise des menschlichen Lebens ist das Vertrauen der beste Gefährte, die beste Erfrischung und zugleich das größte Vermögen.
Vertrauen ist die Hand, die den Dharma empfängt, die reine Hand, die alle Tugenden empfängt. Vertrauen ist das Feuer, das all die Unreinheiten der irdischen Leidenschaften verschlingt, die Last von uns nimmt und ist der Führer, der uns auf unserem Wege leitet.
Vertrauen beseitigt Habgier, Furcht und Stolz, es lehrt Höflichkeit und gewinnt Achtung. Es befreit aus der Knechtschaft der Verhältnisse und gibt einem Mut, der Mühsal entgegenzutreten. Vertrauen gibt einem die Kraft, den Versuchungen zu widerstehen und befähigt jeden, glänzende und reine Taten zu vollbringen. Zudem bereichert es den Geist mit Weisheit.
Vertrauen ist die Ermutigung, wenn der Weg lang und mühsam ist, und führt einen zur Erleuchtung.
Vertrauen läßt uns fühlen, daß Buddha gegenwärtig ist, und es bringt uns dahin, wo Buddhas Arm uns unterstützt. Vertrauen besänftigt unseren harten und egoistischen Geist und vermittelt uns einen freundlichen Geist sowie einen solchen, der Mitgefühl beinhaltet.
5. Diejenigen, die vertrauen, verfügen über die Weisheit, die Lehre Buddhas in allem, was sie hören, zu erkennen. Sie besitzen die Weisheit, zu sehen, daß alles nur Schein ist, der durch das Gesetz von Ursache und Bedingung entsteht, und sie verfügen über die Gnade des geduldigen Hinnehmens und die Fähigkeit, den Bedingungen friedlich zu entsprechen.
Das Vertrauen verleiht ihnen die Weisheit, die Vergänglichkeit des Lebens zu erkennen, und die Gnade, nicht überrascht oder betrübt zu sein über das, was ihnen zustoßen könnte oder über das Vorübergehen des Lebens selbst, denn sie wissen, daß die Wahrheit des Lebens immer unverändert bleibt, wie sich die Bedingungen und Erscheinungen auch immer verändern mögen.
Das Vertrauen hat drei bedeutsame Aspekte: ein demütiges und nachsichtiges Absehen von der eigenen Person, eine freudige und aufrichtige Achtung gegenüber den Tugenden anderer und eine dankbare Annahme der Erscheinung Buddhas.
Die Menschen sollten diese Aspekte des Vertrauens pflegen: Sie sollten für ihre Fehltritte und Unreinheiten sensibel sein, sich darüber schämen und diese sich eingestehen. Sie sollten sich fleißig in der Anerkennung der guten Charakterzüge und Taten anderer üben und sie um ihretwillen loben. Zudem sollten sie sich ständig wünschen, im Geiste Buddhas zu handeln und zu lieben.
Der Geist des Vertrauens ist der Geist der Aufrichtigkeit . Er ist ein starker Geist, nämlich ein Geist, der aufrichtig froh darüber ist, durch Buddhas Kraft in dessen Reines Land hingeführt zu werden.
Deshalb verleiht Buddha dem Vertrauen eine Kraft, welche die Menschen ins Reine Land führt, sie reinigt und sie vor Selbsttäuschung schützt. Selbst wenn sie nur für einen Augenblick Vertrauen haben, sobald sie Buddhas Namen in der ganzen Welt gepriesen hören, werden sie doch in sein Reines Land hingeführt werden.
6. Vertrauen ist nicht etwas, das dem irdischen Geist hinzugefügt wird. Es ist die Offenbarung des Wesens Buddhas im Geiste, weil jemand, der Buddha versteht, selbst ein Buddha ist; jemand, der in Buddha vertraut, ist selbst ein Buddha.
Aber es ist schwierig, seine Buddha-Natur zu enthüllen und sie dann wieder zu verbergen. Ebenso ist es schwierig, einen reinen Geist zu bewahren in dem ständigen Auf und Ab von Habgier, Zorn und irdischer Leidenschaft. Dennoch befähigt einen das Vertrauen es zu tun.
Im Wald der giftigen Erandabäume sollen nur Erandabäume wachsen, nicht aber der duftende Candana. So ist es ein Wunder, wenn ein Candanabaum in einem Erandawald wächst.
Ebenso bleibt es ein Wunder, daß das Vertrauen auf Buddha in den Herzen der Menschen gedeiht.
Deshalb wird dieses Vertrauen "wurzelloses" Vertrauen genannt. Es hat keine Wurzel, durch die es im menschlichen Geist wachsen kann, dagegen verfügt es aber über eine besondere, um so in dem mitfühlenden Geiste Buddhas zu wachsen.
7. Somit ist das Vertrauen fruchtbar und tugendhaft, aber es kann kaum in einem trägen Geist erweckt werden. Es existieren insbesondere fünf Zweifel, die in den Schatten des menschlichen Geistes lauern und danach trachten, das Vertrauen aufzuheben.
Zuerst bestehen Zweifel an der Weisheit Buddhas. Zweitens existieren Zweifel an der Lehre Buddhas sowie solche an der Person desjenigen, der die Lehre Buddhas auslegt. Viertens bestehen Zweifel darüber, ob die Wege und Methoden, von denen angenommen wird, daß sie mit dem Edlen Pfade übereinstimmen, verläßlich sind. Fünftens mag es zudem eine Person geben, die wegen ihres arroganten und ungeduldigen Geistes an der Aufrichtigkeit der anderen zweifelt, welche die Lehre Buddhas verstehen und ihr folgen.
In der Tat gibt es nichts Schrecklicheres als Zweifel. Zweifel entzweit die Menschen und ist ein Gift, welches Freundschaften und erfreuliche Beziehungen auflöst. Er ist ein Dorn, der reizt und verletzt sowie ein Schwert, das tötet.
Die Anfänge des Vertrauens wurden vor langer Zeit durch das Mitleid Buddhas gesetzt. Wenn man darauf baut, sollte man diese Tatsache anerkennen und Buddha für seine Güte sehr dankbar sein.
Man sollte nie vergessen, daß es nicht das eigene Mitleid ist, durch welches das Vertrauen erweckt wurde, sondern es allein Buddhas Barmherzigkeit war, die vor langer Zeit sein reines Licht des Vertrauens in den Geist der Menschen warf und dadurch die Dunkelheit ihrer Unwissenheit aufgelöst hat. Er, der sich des gegenwärtigen Glaubens erfreut, ist in ihr Erbe eingetreten.
Selbst wer ein weltliches Leben lebt, kann im Reinen Lande wiedergeboren werden, weil bei ihm durch Buddhas unermeßliche Barmherzigkeit Vertrauen aufzusteigen beginnt.
Es ist in der Tat schwer, in diese Welt hineingeboren worden zu sein. Es ist schwierig, den Dharma zu hören und noch schwieriger, das Vertrauen zu erwecken. Des halb sollte jeder alle Anstrengungen unternehmen, um die Lehren Buddhas zu vernehmen.
IV TUGENDHAFTE GRUNDSÄTZE1. "Er verachtete mich, er lachte mich aus, er schlug mich." So denkt jeder gewöhnlich, und solange man solche Gedanken pflegt, hält der Zorn an.
Der Zorn wird nie verschwinden, solange Gedanken des Grolls im Geiste gehegt werden, sondern er wird erst dann überwunden sein, wenn die Gedanken des Grolls vergessen worden sind.
Wenn das Dach fehlerhaft gedeckt wurde oder reparaturbedürftig ist, wird der Regen in das Haus sickern. Ebenso tritt die Habgier in den Geist ein, der fehlerhaft geübt oder außer Kontrolle ist.
Faul zu sein, ist ein kurzer Weg in den Tod. Untätige Menschen sind träge, weise dagegen sind fleißig.
Ein Pfeilhersteller versucht, seine Pfeile gerade zu schnitzen. So versucht auch ein weiser Mensch, seinen Geist offen zu halten.
Ein beunruhigter Geist ist immer tätig, springt hin und her und ist schwer zu kontrollieren. Dagegen ist ein ruhiger Geist friedlich. Deshalb ist es weise, den Geist unter Kontrolle zu halten.
Es ist der eigene Geist des Menschen und nicht etwa sein Feind oder Widersacher, der ihn auf die üblen Pfade lockt.
Allein derjenige, der seinen Geist vor Gier, Haß und Verblendung bewahrt, genießt den wirklichen und dauerhaften Frieden.
2. Angenehme Worte zu äußern, ohne sie in die Tat umzusetzen, ist wie eine feine Blume ohne Duft.
Der Duft einer Blume weht nicht gegen den Wind, aber die Ehre eines guten Menschen weht sogar gegen den Wind in die Welt hinein.
Die Nacht scheint für einen schlaflosen Menschen endlos zu dauern wie die Reise für einen müden Reisenden; so verhält es sich auch mit der Zeit des Irrglaubens und Leidens für einen Menschen, der die richtige Lehre nicht kennt.
Auf eine Reise sollte sich ein Mensch mit einem Gefährten begeben, der gleichen Sinnes ist oder eine bessere Gesinnung hat. Dagegen sollte man lieber allein reisen als mit einem törichten Menschen zusammen.
Ein unaufrichtiger und böser Freund ist mehr zu fürchten als ein wildes Tier: Ein wildes Tier kann den Körper verwunden, aber ein böser Freund wird den Geist verletzen.
Solange ein Mensch nicht seinen eigenen Geist zu kontrollieren vermag, wie kann er dann zufrieden werden mit solchen Gedanken wie: "Das ist mein Sohn" oder "Das ist mein Schatz"? Ein törichter Mensch leidet an solchen Gedanken.
Töricht zu sein und zu erkennen, daß man töricht ist, ist besser, als sich einzubilden, man sei weise.
Ein Löffel kann die Nahrung, die er trägt, nicht schmecken. Ebenso kann ein törichter Mensch die Weisheit eines Weisen nicht verstehen, selbst wenn er sie mit Salbei vermischt.
Frische Milch gerinnt oft langsam; so bringen üble Taten nicht immer unmittelbare Ergebnisse. Übeltaten sind eher wie Feuerkohlen, die in der Asche verborgen liegen und noch weiter glimmen, um schließlich ein größeres Feuer zu verursachen.
Ein Mensch ist töricht, wenn er das Verlangen nach Vorteilen, Beförderung, Gewinn oder Ehre hegt, denn solche Wünsche können nie Glück bringen, sondern werden statt dessen nur Leiden herbeiführen.
Ein guter Freund, der auf Fehler und Unvollkommenheiten hinweist und Böses tadelt, ist zu achten, als ob er das Geheimnis eines verborgenen Schatzes aufdeckt.
3. Ein Mensch, der erfreut ist, wenn er eine gute Unterweisung erhält, wird friedlich schlafen, weil sein Geist dadurch gereinigt wurde.
Ein Zimmermann ist bemüht, sein Gebälk gerade zu bauen; ein Pfeilhersteller versucht, eine Pfeile gut aus balanciert herzustellen; derjenige, der einen Bewässerungsteich gräbt, bemüht sich, das Wasser gleichmäßig fließen zu lassen: So versucht ein weiser Mensch, seinen Geist zu kontrollieren, so daß dieser gleichmäßig und genau arbeiten kann.
Ein großer Felsen wird durch den Wind nicht zerstört: Der Geist eines weisen Menschen wird weder durch Ehre noch durch Verachtung beunruhigt.
Sich selbst zu erobern, ist ein größerer Sieg als Tausende in einer Schlacht gefangenzunehmen.
Einen einzigen Tag zu leben und dabei eine gute Lehre zu hören, ist besser, als hundert Jahre zu leben, ohne solch eine Lehre vernommen zu haben.
Diejenigen, die sich selbst achten, müssen beständig auf der Hut sein, bösen Wünschen nicht nachzugeben. Wenigstens einmal zu ihren Lebzeiten sollten sie Vertrauen entwickeln, entweder in ihrer Jugend, in ihren mittleren Jahren oder im Alter.
Die Welt brennt immer, nämlich mit den Feuern der Gier, des Hasses und der Verblendung: Man sollte vor solchen Gefahren so schnell wie möglich fliehen.
Die Welt ist wie eine Blase, wie ein zartes Spinnengewebe oder wie der Schmutz in einem schmutzigen Topf: Man sollte beständig die Reinheit seines Geistes bewahren.
4. Jegliches Böse zu vermeiden, das Gute zu suchen, den Geist rein zu halten: das ist der Kernpunkt der Lehre Buddhas.
Das Erdulden ist eine der schwierigsten Disziplinen, aber man sagt, daß für denjenigen, der erduldet, der letzte Sieg nahe ist.
Man muß den Haß entfernen, wenn man haßt; man muß Kummer begraben, solange man mitten im Kummer steckt; man muß Habgier beseitigen, wenn man in Habgier versickert. Um ein reines, selbstloses Leben zu führen, muß man inmitten des Überflusses nur mit sich selbst rechnen.
Gesund zu sein, ist von großem Vorteil; zufrieden zu sein mit dem, was man hat, ist mehr wert als der Besitz Soßen Reichtums; als verläßlich angesehen zu werden, ist echtes Kennzeichen der Freundlichkeit; Erleuchtung zu erwerben, ist das höchste Glück auf Erden.
Wenn man das Gefühl hat, das Böse zu verabscheuen, und man sich gelassen fühlt sowie Gefallen daran findet, guten Lehren zuzuhören; wenn man alle diese Gefühle besitzt und schätzt, ist man frei von Furcht.
Laß Dich nicht von den Dingen vereinnahmen, die Du magst; behalte nicht Deine Abneigung gegenüber Dingen, die Du verabscheust. Kummer, Furcht und Zwang werden von Neigungen und Abneigungen hervorgerufen.
5. Rost bildet sich auf Eisen und zerstört es: Genauso wächst das Böse im Geiste des Menschen und zerstört ihn.
Eine Schrift, die nicht mit Aufmerksamkeit gelesen wird, wird bald mit Staub bedeckt sein; ein Haus, das nicht wiederhergestellt wird, sobald es reparaturbedürftig ist, wird unansehnlich: Ebenso wird ein träger Mensch bald verachtet werden.
Unreine Taten entehren eine Frau, Geiz entehrt ein Geschenk: So verunreinigen üble Taten nicht nur dieses Leben, sondern auch die folgenden.
Aber die Verunreinigung, welche am meisten gefürchtet werden sollte, ist die durch Unwissenheit. Ein Mensch kann nicht hoffen, seinen Körper oder Geist zu läutern, bevor nicht die Unwissenheit beseitigt ist.
Es ist leicht, in Schamlosigkeit zu geraten, wie eine Kuh vorlaut und unerschrocken zu sein, sowie andere zu verletzen, ohne dabei irgendein Gefühl des Bedauerns für solche Tat zu hegen.
Es ist in der Tat schwer, bescheiden zu sein, Achtung und Ehre zu kennen, alle negativen Neigungen loszuwerden, sowie sich in Gedanken und Taten reinzuhalten. und weise zu werden.
Es ist leicht, auf die Fehler der anderen hinzuweisen, während es dagegen schwer ist, seine eigenen Fehler einzugestehen. Ein Mensch verbreitet die Übeltaten anderer ohne nachzudenken, aber er verbirgt seine eigenen, so wie ein Spieler seinen extra Würfel verbirgt.
Der Himmel hinterläßt keine Spur von einem Vogel, von Rauch oder Sturm. Eine unheilsame Lehre bringt keine Erleuchtung. Nichts auf dieser Welt ist beständig. Ein erleuchteter Geist ist stets ungetrübt.
6. So wie ein Ritter sein Schloßtor hütet, muß man seinen eigenen Geist vor äußeren und inneren Gefahren beschützen. Man darf ihn nicht für einen Augenblick außer acht lassen.
Man ist der Herr über sich selbst und die Oase, von der man gespeist werden kann. Deshalb sollte man vor allem sich selbst kontrollieren.
Der erste Schritt zur geistigen Freiheit von den irdischen Ketten und Fesseln ist der, seinen Geist unter Kontrolle zu bringen, eitles Gerede zu beenden und nachdenklich zu werden.
Die Sonne erhellt den Tag, der Mond macht die Nacht schön. Disziplin vergrößert die Würde eines Soldaten : So kennzeichnet die ruhige Meditation den nach Erleuchtung Suchenden.
Derjenige, der seine fünf Sinne (Augen, Ohren, Nase, Zunge und Körper) nicht überwachen kann, und durch seine Umgebung in Versuchung gerät, ist nicht derjenige, der für die Erleuchtung üben kann.
7. Derjenige, der durch seine Neigungen und Abneigungen beeinflußt wird, kann die Bedeutung der Um stände nicht richtig verstehen und neigt stets dazu, von ihnen überwältigt zu werden. Derjenige, der frei von Bindungen ist, versteht die Umstände richtig, und für ihn werden alle Dinge neu und bedeutsam.
Das Glück folgt dem Kummer, der Kummer folgt dem Glück. Aber wenn man nicht länger zwischen Glück und Kummer, einer guten und einer schlechten Tat unterscheidet,. kann man Freiheit verwirklichen.
Sich im voraus Sorgen zu machen oder für Vergangenes Bedauern zu hegen, ist ähnlich den Grashalmen, die geschnitten werden und dahinwelken.
Das Geheimnis der Gesundheit, sowohl für den Geist wie für den Körper, besteht nicht darin, der Vergangenheit nachzutrauern, oder sich uni-die Zukunft zu sorgen, oder kommende Schwierigkeiten vorwegzunehmen, sondern darin, in jedem Augenblick weise und aufrichtig zu leben.
Bleib nicht in der Vergangenheit stecken, träume nicht von der Zukunft, sondern konzentriere Deinen Geist auf den jetzigen Augenblick.
Es ist ehrenwert, die augenblickliche Pflicht gut und makellos auszuführen; versuche nicht, sie zu meiden oder auf morgen zu verschieben. Wenn man im Jetzt handelt, kann man einen guten Tag verbringen.
Weisheit ist der beste Führer, und Vertrauen ist der beste Gefährte. Man muß versuchen, der Dunkelheit der Unwissenheit und des Leidens zu entkommen und das Licht der Erleuchtung zu suchen.
Wenn Leib und Seele eines Menschen unter Kontrolle stehen, sollte er es durch tugendhafte Taten offenbaren. Dies ist eine tugendsame Pflicht. Das Vertrauen wird dann sein Reichtum sein, Aufrichtigkeit wird seinem Leben einen süßen Geschmack geben, und es wird seine ehrenhafte Aufgabe sein, Tugenden zu vermehren.
Auf der Reise des Lebens ist das Vertrauen die Nahrung, tugendhafte Taten sind ein Zufluchtsort, Weisheit ist das Licht am Tag, und richtige Achtsamkeit ist der Schutz bei Nacht. Wenn ein Mensch ein heilsames Leben lebt, kann ihn nichts zerstören; hat er die Habgier besiegt, kann nichts seine Freiheit begrenzen.
Man sollte sich seiner Familie zuliebe vergessen. Man sollte seine Familie um seines Dorfes willen vergessen. Man sollte sein Dorf um der Nation willen vergessen. Und man sollte alles vergessen um der Erleuchtung willen.
Alles ist veränderlich. Alles kommt und geht. Es gibt. keinen seligen Frieden, bis daß man den Kampf um Leben und Tod überwunden hat.