Drittes Kapitel
DER AUFBAU EINES BUDDHA-LANDES
I DIE HARMONIE DER BRUDERSCHAFT
l . Stellen wir uns einmal ein ödes Land vor, das in absoluter Dunkelheit gelegen ist und in dem viele Lebewesen blind herumschwärmen.
Sie werden naturgemäß verängstigt sein, und während sie so umherirren, ohne sich in der Nacht gegenseitig erkennen zu können, wird es für sie häufig Verwirrung und Einsamkeit geben. Dies ist in der Tat ein bemitleidenswerter Anblick.
Nun stellen wir uns vor, ein höherstehendes Wesen erscheint mit einer Taschenlampe, und um ihn herum wird alles klar und hell.
Die Lebewesen in der dunklen Einsamkeit erleben plötzlich eine große Erleichterung, wenn sie sich um schauen, und sich dabei gegenseitig erkennen, und so nehmen sie glücklich an ihrer Gemeinschaft teil.
Mit "einem öden Land" ist die Welt der Menschen gemeint, die in der Dunkelheit der Unwissenheit liegt. Diejenigen, die nicht das Licht der Weisheit besitzen, wandern umher in Einsamkeit und Angst. Sie wurden einsam geboren und sterben einsam. Sie wissen nicht, wie sie sich mit ihren Mitmenschen in friedlicher Harmonie verbinden können und sind dementsprechend verzagt und ängstlich.
Mit "einem höherstehenden Wesen mit einer Taschenlampe" ist Buddha in Menschengestalt gemeint, der mit seiner Weisheit und seiner Barmherzigkeit die Welt erleuchtet.
In diesem Licht finden die Menschen zu sich selbst und zu den anderen, und sind glücklich, eine menschliche Gemeinschaft und harmonische Beziehungen aufbauen zu können.
Tausende von Menschen mögen in einer Gemeinschaft leben, aber diese wird solange keine wahre Gemeinschaft sein, bis sie sich nicht gegenseitig kennen und mit den anderen mitfühlen.
Eine wahre Gemeinschaft hat das Vertrauen und die Weisheit, die sie erleuchtet. Sie ist ein Ort, an dem sich die Menschen gegenseitig kennenlernen und sich Vertrauen, und wo soziale Harmonie herrscht.
Tatsächlich ist die Harmonie Leben und eigentlicher Sinn einer wahren Gemeinschaft oder Organisation.
2. Es gibt drei Arten von Organisationen. Zum ersten gibt es diejenigen, die von großen Führern auf der Basis von Macht, Reichtum oder Autorität organisiert sind.
Zweitens gibt es solche, die zur Bequemlichkeit ihrer Mitglieder entstanden sind. Sie werden solange weiter bestehen, wie die Mitglieder die Annehmlichkeiten aufrechterhalten können und sich nicht streiten.
Drittens existieren solche, die mit einer guten Lehre als ihr Zentrum und mit Harmonie als ihr eigentlicher Zweck organisiert sind.
Natürlich ist die letzte der drei genannten die einzig wahre Organisation, denn in ihr leben die Mitglieder mit einheitlicher Gesinnung, aus der sich die Einheit des Geistes und verschiedene Formen der Tugend ergeben. In einer solchen Gemeinschaft wird Harmonie, Zufriedenheit und Glück vorherrschen.
Die Erleuchtung gleicht dem Regen, der auf einen Berg fällt, sich in Rinnsalen sammelt, in Bäche und schließlich in Flüsse fließt, die zuletzt in den Ozean einmünden.
Der Regen der tungendsamen Belehrung fällt gleichermaßen auf alle Menschen hernieder, ohne Rücksicht auf ihre individuellen Bedingungen und Umstände. Die, die ihn annehmen, sammeln sich in kleinen Gruppen, dann in Organisationen, dann in Gemeinschaften und schließlich finden sie sich selbst im großen Meer der Erleuchtung.
Die Gemüter dieser Menschen mischen sich wie Milch und Wasser und organisieren sich schließlich in einer harmonischen Bruderschaft.
Deshalb ist die wahre Lehre das fundamentale Erfordernis einer perfekten Organisation und, wie oben erwähnt, sie ist das Licht, das die Menschen befähigt, sich gegenseitig zu erkennen, sich aneinander anzupassen und die Unebenheiten ihres Denkens zu glätten.
So kann die Gemeinschaft, die auf der vollkommenen Lehre Buddhas beruht, "Bruderschaft" genannt werden.
Die Menschen sollten diese Lehren beachten und ihren Geist in diesem Sinne schulen. Auf diese Weise wird die Bruderschaft Buddhas theoretisch jedermann ein schließen, praktisch jedoch sind aber nur diejenigen ihre Mitglieder, die denselben religiösen Glauben teilen.
3. Die Bruderschaft Buddhas wird zwei Klassen von Mitgliedern haben: Solche, die Laien unterrichten und solche, die Lehrer mit dem notwendigen Essen und Kleidung versorgen. Zusammen werden sie die 'Lehre verbreiten und für immer fortdauern lassen.
Um die Bruderschaft vollkommen zu gestalten, muß unter den Mitgliedern vollkommene Harmonie bestehen. Die Lehrer unterrichten die Mitglieder und die Mitglieder ehren die Lehrer, so daß Harmonie bestehen kann.
Die Mitglieder der Bruderschaft Buddhas sollten sich mit herzlicher Sympathie zusammenschließen, glücklich darüber sein, mit Glaubensbrüdern zusammenleben zu können und versuchen, eines Geistes zu werden.
4. Es gibt sechs Dinge, die dabei helfen, eine Bruderschaft zur Harmonie zu führen. Dies sind folgende: Aufrichtigkeit der Rede, Aufrichtigkeit und Güte im Handeln, Aufrichtigkeit und Barmherzigkeit des Geistes, gleiche Verteilung des gemeinsamen Besitzes, Befolgen derselben tugendhaften Vorschriften und richtige An sichten.
Von diesen Dingen bildet das sechste oder "die Verfügung aller über richtige Ansichten" den Kern, um den sich die restlichen fünf als Schale hüllen.
Es gibt zwei Gruppen von jeweils sieben Regeln, die befolgt werden müssen, damit die Bruderschaft erfolgreich sein kann. Die erste Gruppe beinhaltet folgende Regeln:
(1) Die Mitglieder sollten sich häufig versammelt um die Belehrung zu vernehmen und über sie z diskutieren.
(2) Sie sollten sich frei bewegen und sich gegenseitig respektieren.
(3) Sie alle sollten die Lehre hochschätzen, d: Regeln achten und sie nicht verändern.
(4) Ältere und jüngere Mitglieder haben sich einander mit Höflichkeit zu behandeln.
(5) Ernst und Hochachtung sollten das Zeichen des Geistes aller Mitglieder sein.
(6) Alle sollten ihren Geist an einem stillen Ort reinigen; bevor sie ihn aber selbst in Anspruch nehmen, sollten sie diesen zuerst anderen Mitgliedern anbieten.
(7) Sie sollten alle Menschen lieben, Besucher herzlich empfangen und die Kranken mit Güte trösten.
Eine Bruderschaft, die diese Regeln befolgt, wird niemals vergehen.
Die zweite Gruppe umfaßt folgende persönliche Regeln: Jeder sollte (1) einen reinen Geist erhalten und nicht zu viele Dinge verlangen; (2) Lauterkeit bewahren und alle Habsucht überwinden; (3) geduldig sein und nicht streiten; (4) schweigen und nicht unnütz reden; (5) die Regeln befolgen und nicht anmaßend sein; (6) einen ausgeglichenen Geist bewahren und nicht unterschiedliche Lehren befolgen; (7) sparsam und bescheiden im täglichen Leben sein.
Wenn die Mitglieder diese Regeln einhalten, wird die Bruderschaft fortbestehen und nie auseinanderfallen.
5. Wie oben erwähnt, sollte eine Bruderschaft die Harmonie als ihre Essenz aufrechterhalten, so daß eine Bruderschaft ohne Harmonie nicht als eine solche bezeichnet werden kann. Jedes Mitglied sollte darauf achten, nicht zur Ursache von Unstimmigkeiten zu werden. Tritt Uneinigkeit auf, so sollte diese so früh wie möglich beseitigt werden, denn sie kann schnell jede Organisation zerstören.
Blutflecke können nicht durch noch mehr Blut entfernt werden. Groll kann nicht durch weiteren Groll beseitigt werden. Groll kann nur durch Vergessen aufgehoben werden.
6. Es lebte einmal ein König namens Calamity, dessen Land von dem benachbarten kriegerischen König namens Brahmadatta erobert worden war. König Calamity wurde gefangengenommen, nachdem er sich mit seiner Frau und seinem Sohn eine Zeitlang versteckt gehalten hatte. Glücklicherweise konnte jedoch sein Sohn, der Prinz, entkommen.
Der Prinz versuchte, einen Weg zu finden, um seinen Vater zu retten, aber es war vergebens. Am Tag der Hinrichtung seines Vaters schmuggelte sich der Prinz in Verkleidung zur Hinrichtungsstätte, wo er nichts anderes tun konnte, als der Tötung seines unglücklichen Vaters, in Beschämung zuzuschauen.
Der Vater bemerkte seinen Sohn in der Menge und murmelte, als spräche er zu sich selbst: "Suche nicht lange, handele nicht übereilt, Groll kann nur durch Vergessen beseitigt werden."
Danach sann der Prinz lange Zeit nach einem Weg zur Vergeltung. Schließlich ließ er sich bei Brahmadatta als Diener einstellen und fand so Gefallen beim König.
Eines Tages als der König auf die Jagd ging, suchte der Prinz nach einer Gelegenheit zur Rache. Es gelang ihm, seinen Herrn an eine einsame Stelle hinzuführen, an der dieser erschöpft einschlief, wobei er seinen Kopf in den Schoß des Prinzen bettete, da sein Vertrauen zu ihm inzwischen so groß geworden war.
Der Prinz zog seinen Dolch und setzte ihn an die Kehle des Königs, aber dann zögerte er. Die Worte seines Vaters, die jener im Augenblick seiner Hinrichtung gesprochen hatte, kamen ihm plötzlich in den Sinn, und obwohl er es noch mal versuchte, konnte er den König nicht töten. Plötzlich erwachte der König und erzählte dem Prinzen, er habe einen bösen Traum gehabt, in dem der Sohn des Königs Calamity ihn zu ermorden versucht hätte.
Der Prinz, den Dolch noch in seiner Hand schwingend , ergriff schnell den König und erklärte ihm, während er sich als der Sohn des Königs Calamity zu erkennen gab, daß die Zeit endlich gekommen sei, seinen Vater zu rächen. Dennoch konnte er es nicht vollbringen. Plötzlich warf der Prinz den Dolch zu Boden und fiel vor dem König auf die Knie.
Als der König die Geschichte des Prinzen und die letzten Worte von dessen Vater vernommen hatte, war er stark beeindruckt und tat Abbitte beim Prinzen. Später setzte er für den Prinzen das ehemalige Königreich instand, und beide Länder lebten lange Zeit in Freundschaft.
Die Sterbensworte des Königs Calamity "suche nicht lange" bedeuten, daß Groll nicht lange genährt werden sollte, und "handle nicht übereilt" bedeutet, daß eine Freundschaft nicht schnell gebrochen werden darf.
Groll kann nicht durch Groll befriedigt werden, sondern allein durch Vergessen beseitigt werden.
In der Kameradschaft einer Bruderschaft, die auf der Harmonie der rechten Lehre aufgebaut ist, sollte jedes Mitglied ständig den Sinn dieser Geschichte würdigen.
Nicht nur die Mitglieder einer Bruderschaft, sondern auch die Menschen allgemein, sollten diesen Sinn im täglichen Leben hochschätzen und praktizieren.
Il DAS BUDDHA-LAND
1. Wie bereits geschildert wurde, wird die Bruderschaft sich ständig vergrößern und die Lehre mehr und mehr verbreiten, wenn sie ihre Pflicht, Buddhas Lehre zu verkünden und in Harmonie zu leben, nicht vergißt.
Das heißt, daß immer mehr Menschen die Erleuchtung suchen werden, und die Armee der Übel wie Habsucht, Zorn und Torheit, die vom Dämon der Unwissenheit und Begierde gelenkt wird, ihren Rückzug antreten wird und daß Weisheit, Licht, Vertrauen und Freude vorherrschen werden.
Die Herrschaft Dämons besteht aus Habsucht, Dunkelheit , Ringen, Kampf, Schwertern und Blutbädern und ist angefüllt mit Eifersucht, Vorurteil, Haß, Betrug, Schmeichelei, Kriechertum, Geheimniskrämerei und Beleidigung.
Nun stellen wir uns vor, daß das Licht der Weisheit auf diese Herrschaft leuchtet, der Regen des Mitleids niederfällt, das Vertauen Wurzeln zu fassen beginnt, und die Blumen der Freude ihren Duft verbreiten. Dann wird das Land des Teufels sich in das reine Land Buddhas verwandeln.
Und wie eine sanfte Brise und einige wenige Blüten an einem Ast den nahenden Frühling ankündigen, so beginnen Gras, Bäume, Berge, Flüsse und alle anderen Dinge mit neuem Leben zu pulsieren, sobald ein Mensch die Erleuchtung empfangen hat.
Wenn der Geist eines Menschen rein wird, wird seine Umgebung ebenfalls rein.
2. In einem Land, in dem die wahre Lehre herrscht, verfügt jeder darin Verweilende über einen reinen und ruhigen Geist. In der Tat kommt Buddhas Erbarmen allen Menschen unaufhörlich zugute, und sein leuchtender Geist vertreibt alle Unreinheiten aus ihrem Sinn.
Ein reines Gemüt wird bald zu einem tiefen, ein Gemtüt, das im richtigen Verhältnis zum Edlen Pfad steht, das gerne gibt, das gerne die Vorschriften befolgt, ein beständiges, ein eifriges, ein ruhiges, ein weises, ein mitfühlendes Gemüt, ein Gemüt, das Menschen mit vielen und erprobten Mitteln zur Erleuchtung führt. So soll das Land Buddhas gebaut sein.
Ein Heim mit Frau und Kindern wird in ein Haus verwandelt, in dem Buddha anwesend ist; ein Land, das wegen der sozialen Unterschiede leidet, wird ebenso in eine Gemeinschaft verwandter Geister verwandelt.
Ein goldener, mit Blut befleckter Palast kann kein Aufenthaltsort Buddhas sein. Eine kleine Hütte, in die der Mond durch die Dachritzen scheint, kann dagegen, wenn der Geist des Hausherrn rein ist, in einen Ort verwandelt werden, an dem sich Buddha aufhält.
Wenn ein Buddha-Land auf dem reinen Geist eines einzigen Menschen beruhen kann, kann dieser einzige reine Geist andere verwandte Geister in die Gemeinschaft einer Bruderschaft hineinziehen. Das Vertrauen auf Buddha breitet sich aus vom Individuum zur Familie, von der Familie zum Dorf, vom Dorf zu den Städten, Großstädten , Ländern und schließlich in der ganzen Welt.
Tatsächlich sind es bei der Verbreitung der Dharma Lehre Eifer und Gewissenhaftigkeit, die das Buddha-Land aufbauen.
3. Sicher erscheint die Welt mit all ihrer Habsucht, Ungerechtigkeit und ihrem Blutvergießen von einer Blickrichtung aus als eine Welt Dämons; aber sobald in den Menschen das Vertrauen in Buddha aufsteigt, wird das Blut in Milch und Habsucht in Barmherzigkeit verwandelt , und das Land des Dämons wird zum Lande Buddhas.
Es scheint eine unmögliche Aufgabe zu sein, einen Ozean mit einer einzigen Schöpfkelle auszuschöpfen, aber die. Bestimmung, es zu tun, selbst wenn es viele, viele Generationen lang dauern sollte, ist der Geist, mit dem man Buddhas Erleuchtung empfangen sollte.
Buddha wartet am anderen Ufer, d.h. in seiner Welt der Erleuchtung, in der keine Habsucht, kein Zorn, keine Unwissenheit, kein Leiden, keine Agonie, sondern nur das Licht der Weisheit und der Regen des Mitleids zu finden ist.
Es ist ein Land des Friedens, ein Zufluchtsort für alle, die leiden und in Sorge und Not leben, ein Ort der Ruhe für alle, die beim Verbreiten der Dharma-Lehre eine Ruhepause einlegen wollen.
In diesem Reinen Land existiert nur ungehindertes Licht und unendliches Leben. Alle, die diesen Hafen erreichen, werden nie mehr in die Welt der Verblendung zurückkehren.
Dieses Land, in dem die Blumen die Luft mit Weisheit versüßen und die Vögel vom tugendhaften Dharma singen, ist in der Tat die letztendliche Bestimmung aller Menschen.
4. Obwohl dieses Reine Land ein Ort des Ausruhens ist, ist es nicht ein Ort des eitlen Nichtstuns. Seine Betten aus wohlriechenden Blumen sind nicht für träge Faulheit bestimmt, sondern Orte der Erfrischung und Ruhe, an denen man die Energie und den Eifer wiedergewinnt, um Buddhas Mission von der Erleuchtung weiterzutragen.
Buddhas Mission besteht ewig. So lange wie Menschen leben und die Kreatur existiert, so lange selbst süchtige und verdorbene Geister ihre eigene Welt und ihre eigenen Umstände herstellen, wird es kein Ende seiner Mission geben.
Die Kinder Buddhas, die durch die große Kraft Amidas in das Land Buddhas eingetreten sind, werden sich vielleicht darum bemühen, in das Reine Land zurückzukehren, aus dem sie kamen und zu dem sie keine Verbindung mehr haben. Dann wird ihre eigentliche Aufgabe in der Mission Buddhas bestehen.
Wie das Licht einer kleinen Kerze sich nachfolgend von einer zur anderen verbreitet, so wird das Licht von Buddhas Barmherzigkeit ununterbrochen von einem Geist auf den anderen übertragen werden.
Die Kinder Buddhas, die seinen mitleidsvollen Geist erkennen, nehmen seine Aufgabe von der Erleuchtung und Reinigung an und geben sie weiter von Generation zu Generation, um Buddhas Reines Land für immer und ewig zu verherrlichen.
III ÜBER DIEJENIGEN, DIE IM BUDDHA-LAND DIE HERRLICHKEIT GENIESSEN
1. Syamavati, die Gemahlin von König Udayana, war Buddha sehr ergeben.
Sie lebte in den innersten höben des Palastes ohne diese jemals zu verlassen. Ihre bucklige Dienerin aber, die über ein ausgezeichnetes Gedächtnis verfügte, pflegte stets auszugehen und Buddhas Predigten beizuwohnen.
Nach ihrer Rückkehr wiederholte sie die Lehre des Erhabenen und auf diese Weise vertiefte die Königin ihre Weisheit und ihr Vertrauen.
Die zweite Frau des Königs war auf die erste eifersüchtig und versuchte, sie zu töten. Sie verleumdete Syamavati gegenüber dem König, bis dieser ihr schließlich Glauben schenkte und seine erste Frau selbst zu töten gedachte.
Königin Syamavati stand so ruhig vor dem König, daß er nicht das Herz hatte, sie zu töten. Als er die Kontrolle über sich selbst wiedergefunden hatte, entschuldigte er sich bei ihr für sein Mißtrauen.
Die Eifersucht des zweiten Weibes wurde aber immer mächtiger, und so schickte sie Übeltäter, die den innersten Hof des Palastes während der Abwesenheit des Königs in Brand stecken sollten. Syamavati blieb ruhig, beruhigte und ermutigte die verstörten Dienerinnen, und starb friedvoll mit der Geisteshaltung, die sie vom Erhabenen gelernt hatte. Urtara, die Bucklige, starb mit ihr im Feuer.
Unter den vielen Frauen, die Schüler Buddha Shakyamunis waren, wurden diese beiden sehr hoch verehrt: Königin Syamavati als der barmherzige Geist und ihre bucklige Dienerin als die weise Urtara.
2. Prinz Mahanama von der Shakya-Familie, ein Cousin Buddhas, hatte starkes Vertrauen in Buddhas Lehre und war einer seiner getreuesten Anhänger.
Zu dieser Zeit besiegte ein gewalttätiger König namens Virudaka von Kosala die Shakya-Familie. Prinz Mahanama ging zu ihm und bat um das Leben seiner Leute, aber Virudaka wollte nicht auf ihn hören. Darauf hin schlug er dem König vor, er solle so viele Gefangene entkommen lassen wie davonrennen könnten, während er selbst in einem nahegelegenen Teich unter Wasser bliebe.
Das Tor des Schlosses wurde geöffnet als Mahanama unter Wasser tauchte, und die Menschen brachten sich in Sicherheit. Aber Mahanama tauchte nicht mehr auf: Er opferte sein Leben für das Leben seiner Leute, indem er sein Haar an die Unterwasserwurzel einer Weide band.
3. Utpalavarna war eine berühmte Nonne, deren Weisheit mit der des Maudgalyayana, einem großen Schüler Buddhas, verglichen wurde. Sie war in der Tat die Nonne aller Nonnen, war immer deren Führer und ermüdete nie, sie zu belehren.
Devadatta war ein verruchter und grausamer Mann, der den Geist König Ajatasatrus vergiftete und ihn davon überzeugte, sich gegen Buddhas Lehren zu wenden. Später aber bereute dies König Ajatasatru, brach die Freundschaft mit Devadatta und wurde ein unterwürfiger Schüler Buddhas.
Einmal, als Devadatta bei dem Versuch, den König zu sehen, am Schloßtor zurückgewiesen wurde, traf er dort Utpalavarna, die gerade herauskam. Er wurde sehr zornig und schlug sie nieder, wobei sie ernsthaft verletzt wurde.
Sie kehrte mit großem Kummer zu ihrem Konvent zurück, und als die anderen Nonnen sie zu trösten versuchten, sprach sie zu ihnen: "Schwestern, das menschliche Leben ist das Unvorhergesehene, alles ist Vergänglich und ichlos. Nur die Welt der Erleuchtung ist ruhig und friedlich. Ihr müßt mit euren Übungen fortfahren." Dann verstarb sie.
4. Angulimalya, einst ein gefürchteter Bandit, der viele Menschen getötet hatte, wurde vom Erhabenen gerettet und so ein Mitglied der Bruderschaft.
Eines Tages ging er in eine Stadt betteln und erfuhr dabei viel Not und Leid für seine vergangenen schlechten Taten.
Die Bewohner fielen über ihn her und schlugen ihn furchtbar. Er a-her ging mit blutendem Körper zum Erhabenen zurück, fiel zu dessen Füßen und dankte ihm für die Gelegenheit, für seine früheren grausamen Taten büßen zu dürfen.
Er sprach: "Erhabener, mein Name war ursprünglich ,kein Leid zufügen, aber aus meiner Unwissenheit heraus nahm ich vielen das kostbare Leben und von jedem einen Finger, daher wurde ich Angulimalya, ,der Finger Sammler genannt.
"Dann lernte ich Weisheit durch Dein Erbarmen und widmete mich hinfort den drei Schätzen: Buddha, Dharma und Samgha. Wenn ein Mensch ein Pferd oder eine Kuh reiten will, so braucht er eine Peitsche oder ein Seil, Du aber hast meinen Geist gereinigt, ohne dabei eine Peitsche, ein Seil oder einen Haken zu benutzen.
"Heute, Erhabener, habe ich nur gelitten, was ich schuldig war. Ich will nicht leben, ich will nicht sterben, ich warte nur darauf, daß meine Zeit gekommen ist."
5. Maudgalyayana war zusammen mit dem verehrungswürdigen Sariputra einer der beiden größten Schüler Buddhas. Als die Lehrer anderer Religionen sahen,. wie das reine Wasser der Buddha-Lehre sich unter den Menschen ausbreitete, und diese Menschen gierig es tranken, wurden sie eifersüchtig und versuchten, seinen Predigten verschiedene Hindernisse in den Weg zu legen.
Aber keine der Behinderungen konnte die weitere Verbreitung seiner Lehre stoppen oder ihr vorbeugen. So versuchten die Jünger anderer Religionen Maudgalyayana zu toten.
Zweimal entkam dieser den Anschlägen, aber beim dritten Mal wurde er von vielen Gegnern der Buddha Lehre umringt und brach unter ihren Schlägen zusammen.
Gestärkt durch die Erleuchtung empfing er ruhig ihre Schläge und, obwohl sein Fleisch aufgerissen und seine Knochen gebrochen waren, starb er friedlich.