Zweites Kapitel
PRAKTISCHER WEGWEISER ZUR WAHREN LEBENSWEISE
I
DAS FAMILIENLEBEN

1. Es ist falsch, zu glauben, daß Unglücksfälle vom Osten oder vom Westen kommen; sie haben ihren Ursprung im eigenen Geist. Deshalb ist es töricht, sich vor Unglücksfällen aus der Außenwelt zu hüten und den inneren Geist unkontrolliert zu lassen.
Es gibt einen Brauch, der aus alten Zeiten über liefert ist und dem die Menschen noch folgen. Wenn sie morgens aufstehen, waschen sie zuerst ihr G2sicht und spülen ihren Mund, und dann verbeugen sie sich in die sechs Himmelsrichtungen - nach Osten, Westen, Süden, Norden, nach oben und nach unten - und wünschen, daß ihnen aus keiner Richtung ein Unglück zustoßen möge und daß sie einen friedlichen Tag haben mögen.
Nach Buddhas Lehre verhält es sich aber anders. Buddha lehrt, daß wir die "sechs Richtungen der Wahrheit" achten, uns weise und tugendhaft benehmen und so jedes Unglück verhindern sollen.
Um die Tore in diesen sechs Richtungen zu bewachen , müssen die Menschen den Schmutz der "vier Taten" beseitigen, die "vier üblen Sinne" kontrollieren und die ,;sechs Löcher", die den Verlust an Wohlstand verursachen, zustopfen.
Mit den "vier Taten" ist das Töten und Stehlen, der Ehebruch und die Falschheit gemeint.
Die "vier bösen Sinne" sind: Habgier, Zorn, Torheit und Furcht.
Die "sechs Löcher", die den Verlust an Wohlstand verursachen, sind: das Verlangen nach berauschenden Getränken und danach, sich töricht zu verhalten, nachts lange aufzubleiben und den Geist durch Leichtfertigkeit zu verlieren, sich musikalischen und theatralischen Vergnügungen hinzugeben, zu spielen, sich mit schlechten Gefährten in Gesellschaft zu begeben und seine Pflichten zu vernachlässigen.
Nachdem man diese vier Verunreinigungen beseitigt hat" indem man diese vier schlechten Gesinnungen vermeidet und diese sechs Löcher der Verwüstung zustopft, werden die Schüler Buddhas den "sechs Richtungen der Wahrheit" ihre Ehrerbietung erweisen.
Nun, welches sind diese sechs Richtungen der Wahrheit? Es steht der "Osten" für den Weg der Eltern und des Kindes, der "Süden" für den Weg des Lehrers und des Schülers, der "Westen" für den Weg des Mannes und der Frau, der "Norden" für den Weg eines Menschen und dessen Freund, "unten" für den Weg des Herrn' und des Dieners und "oben" für den Weg der Schüler Buddhas.
Ein Kind sollte seine Eltern ehren und für sie alles tun, was man von ihm erwarten kann. Es sollte ihnen dienen, ihnen bei der Arbeit helfen, auf die Familienlinien Wert legen, das Familieneigentum schützen und Stunden des Gedenkens einlegen, sobald die Eltern gestorben sind.
Die Eltern sollten für ihre Kinder fünf Dinge tun: sie davon abhalten, Böses zu tun; ein Beispiel guter Taten setzen, ihnen eine Ausbildung zukommen lassen; Vorkehrungen für ihre Hochzeit treffen und sie zur passenden Gelegenheit das Vermögen der Familie erben lassen. Wenn die Eltern und das Kind diese Regeln befolgen, wird die Familie immer in Frieden leben.
Ein Schüler sollte sich immer erheben, wenn sein Lehrer den Raum betritt, auf ihn warten, seine Anweisungen gut befolgen, nicht versäumen, ihm ein Geschenk zu machen, und respektvoll seinem Unterricht folgen.
Gleichzeitig sollte ein Lehrer vor seinem Schüler richtig handeln und ihm ein gutes Beispiel geben; ihm genau die Lehre weitergeben, die er selbst gelernt hat; gute Methoden anwenden und versuchen, den Schüler auf Auszeichnungen vorzubereiten; und er sollte nicht vergessen, den Schüler auf jede mögliche Weise vor Bösem zu bewahren. Wenn ein Lehrer und sein Schüler diese Regeln beachten, wird ihre Freundschaft weiterhin angenehm bleiben.
Ein Mann sollte seine Frau respektvoll, freundlich und aufrichtig behandeln. Er sollte ihr den Haushalt überlassen und für die Befriedigung ihrer Bedürfnisse, wie zum Beispiel den Kauf von Schmuck, sorgen. Gleichzeitig sollte sich eine Frau mit dem Haushalt Mühe geben, die Bediensteten weise führen und ihre Tugend als eine gute Ehefrau bewahren. Sie sollte das Einkommen ihres Mannes nicht vergeuden und den Haushalt anständig und gewissenhaft führen. Wenn diese Regeln befolgt werden, wird ein glückliches Heim erhalten bleiben, und es wird keinen Streit geben.
Die Regeln der Freundschaft bedeuten, daß unter Freunden gegenseitige Zuneigung bestehen sollte, jeder dem anderen das gibt, was ihm fehlt, jeder versucht, den anderen zu unterstützen, jeder immer freundliche und aufrichtige Worte für den anderen gebraucht.
Man sollte seinen Freund davor bewahren, auf schlechte Pfade zu geraten; sollte sein Eigentum und seinen Reichtum schützen und ihm in Schwierigkeiten helfen. Wenn dem Freund irgendein Mißgeschick wider fährt, sollte man ihm die helfende Hand anbieten, nötigenfalls sogar seine Familie unterstützen. Auf diese Weise wird ihre Freundschaft erhalten bleiben und sie werden zunehmend zufrieden darüber werden.
Ein Vorgesetzter sollte im Umgang mit einem Untergebener folgende fünf Dinge beachten: Er sollte ihm eine Arbeit zuteilen, die seinen Fähigkeiten entspricht; ihm eine angemessene Entschädigung gewähren, sich um ihn kümmern, wenn es um seine Gesundheit schlecht bestellt ist, angenehme Dinge mit ihm teilen und ihm die notwendige Freizeit einräumen.
Ein Untergebener sollte fünf Punkte beachten: Er sollte früher als sein Vorgesetzter aufstehen und nach ihm ins Bett gehen; immer ehrlich sein; sich Mühe geben, seine Arbeit gut zu verrichten und versuchen, den Ruf seines Vorgesetzten nicht in Mißkredit zu bringen. Werden diese Regeln beachtet, wird es zwischen dem Vorgesetzten und seinem Untergebenen Frieden und keinen Streit geben.
Ein Anhänger Buddhas sollte dafür sorgen, daß seine Familie ebenfalls die Lehren des Buddha beachtet. Sie sollten ihren buddhistischen Lehrer achten und auf ihn Rücksicht nehmen; ihn höflich behandeln; auf ihn hören; seine Anweisungen befolgen und immer ein Geschenk für ihn bereithalten.
Derjenige, der die Lehre Buddhas lehrt, sollte die Lehre richtig verstehen, falsche Interpretationen zurück weisen; das Gute hervorheben und versuchen, die Anhänger einen angenehmen Pfad entlangzuführen. Wenn eine Familie diesem Wege folgt und die Wahre Lehre in ihren Mittelpunkt stellt, wird sie glücklich werden.
Ein Mensch, der sich nach allen sechs Richtungen verbeugt, tut dies nicht, um äußeren Mißgeschicken zu entkommen. Er macht dies, um zu verhindern, daß das Übel in seinem eigenen Geiste emporsteigt.
2. Ein Mensch sollte unter seinen Bekannten diejenigen ausmachen, mit denen er sich verbünden sollte und jene, mit denen er dies nicht tun sollte.
Er sollte sich nicht mit denjenigen verbünden, die habgierig, raffinierte Schwätzer, Schmeichler oder Verschwender sind.
Dagegen sollte er sich mit denen verbinden, die behilflich sind, die gewillt sind, sowohl Glück als auch Leiden zu teilen, die einen guten Ratschlag geben und die ein mitfühlendes Herz besitzen.
Ein wahrer Freund - jemand, mit dem man ohne persönlichen Schaden in Verbindung treten kann - wird den richtigen Weg immer genau einhalten; sich insgeheim um das Wohl seines Freundes sorgen; ihn in seinem Unglück trösten; ihm eine helfende Hand anbieten, sobald er sie benötigt; seine Geheimnisse für sich behalten und ihm immer einen guten Rat geben.
Es ist sehr schwierig, einen solchen Freund zu finden; deshalb sollte man sich sehr darum bemühen, ein solcher Freund wie dieser zu sein. So wie die Sonne die fruchtbare Erde erwärmt, so glänzt ein guter Freund in der Gesellschaft seiner guten Taten wegen.
3. Es dürfte für einen Sohn unmöglich sein, die gütige Freundlichkeit, die seine Eltern ihm gegenüber erwiesen haben, zu erwidern, selbst wenn er hundert Jahre lang seinen Vater auf der rechten und seine Mutter auf der linken Schulter tragen könnte.
Selbst wenn er die Körper seiner Eltern hundert Jahre lang in wohlriechenden Salben baden, als vorbildlicher Sohn ihnen dienen, für sie einen Thron bauen und ihnen alle Luxusgüter der Welt schenken könnte, so würde er doch immer noch nicht in der Lage sein, ihnen seine große Dankbarkeit, die er ihnen gegenüber schuldet, entgegenzubringen.
Führt er aber seine Eltern zu Buddha hin, erklärt ihnen seine Lehren, überzeugt sie davon, einen falschen Weg aufzugeben und einem richtigen zu folgen, und veranlaßt sie jegliche Habgier abzulegen und sich dagegen am Geschenkemachen zu erfreuen, dann gibt er ihnen mehr zurück, als sie ihm gegeben haben.
Buddhas Segen ruht in dem Haus, in dem Eltern geachtet und geschätzt werden.
4. Die Familie ist ein Ort, an dem die Herzen miteinander in Berührung kommen. Wenn sie einander lieben, wird das Heim schön wie eine Gartenblume sein. Schwindet aber die Harmonie der Herzen, so verhält es sich wie ein Sturm, der einen Garten verwüstet.
Wenn in der eigenen Familie Zwietracht entsteht, so sollte man die anderen nicht tadeln, sondern sein eigenes Herz prüfen und einen richtigen Weg einschlagen.
5. Es lebte einmal ein Mann mit aufrichtigem Vertrauen. Sein Vater starb, als er noch jung war. Er lebte glücklich mit seiner Mutter zusammen, und eines Tages heiratete er.
Zuerst lebten alle drei glücklich zusammen, doch dann mochten sich die Frau und ihre Schwiegermutter einer kleinen Meinungsverschiedenheit wegen nicht mehr leiden. Die gegenseitige Abneigung wuchs, bis die Mutter schließlich das junge Paar verließ, um fortan allein zu leben.
Nachdem die Schwiegermutter weggezogen war, wurde dem jungen Paar ein Sohn geboren. Der Schwiegermutter kam ein Gerücht zu Ohren, die junge Frau habe gesagt: "Meine Schwiegermutter belästigte mich immer, und solange sie bei uns lebte, geschah nie etwas An genehmes. Aber sobald sie fortgezogen war, geschah dieses glückliche Ereignis."
Das Gerücht erzürnte die Schwiegermutter, die darüber schimpfte: "Wenn die Mutter des Mannes aus dem Haus gejagt wird und ein glückliches Ereignis stattfindet, dann haben die Dinge ja einen hübschen Verlauf genommen. Die Gerechtigkeit scheint aus der Welt verschwunden zu sein."
Dann schalt die Mutter weiter: "Nun müssen wir diese Gerechtigkeit beerdigen." Wie eine verrückte Frau ging sie auf den Friedhof, um eine Trauerfeier abzuhalten.
Ein Gott, der von diesem Zwischenfall erfuhr, erschien vor der Frau und versuchte vergeblich, mit ihr darüber zu sprechen.
Dann sagte der Gott zu ihr: "Wenn dem so ist, so muß ich das Kind und seine Mutter verbrennen. Wird dich das zufriedenstellen?"
Als sie dies hörte, bemerkte die Schwiegermutter ihren Fehler, entschuldigte sich für ihren Zorn und bat den Gott, das Leben des Kindes und seiner Mutter zu retten. Gleichzeitig erkannten die junge Frau und ihr Mann ihre Ungerechtigkeit der alten Frau gegenüber, und sie gingen auf den Friedhof, um die Mutter zu suchen. Der Gott versöhnte sie miteinander, und sie lebten danach als glückliche Familie zusammen.
Gerechtigkeit geht niemals für immer verloren, es sei denn, man wirft sie selbst weg. Es mag gelegentlich den Anschein haben, als ob die Gerechtigkeit verschwindet, aber sie tut dies in der Tat nie. Hat es den Anschein, als ob sie verschwindet, so deshalb, weil man die Gerechtigkeit des eigenen Geistes verloren hat.
Sich miteinander streitende Seelen bringen oft Unheil. Einer geringfügigen Meinungsverschiedenheit kann oft großes Unglück folgen. Davor sollte man sich im Familienleben besonders hüten.
6. Im Familienleben erfordert die Beantwortung der Frage, wie man den täglichen Unterhalt bestreitet, äußerste Sorgfalt. Jedes Mitglied muß wie die fleißigen Ameisen und Bienen schwer arbeiten. Niemand darf sich auf den Fleiß der anderen verlassen oder von ihnen Nächstenliebe erwarten.
Auf der anderen Seite darf ein Mensch das, was er verdient hat, nicht völlig als sein Eigentum betrachten. Einiges davon sollte mit anderen geteilt und für eine Notsituation aufbewahrt werden. Einiges davon sollte für die Bedürfnisse der Gemeinde und der Nation beiseite gelegt und den Bedürfnissen der Lehre Buddhas geopfert werden.
Man sollte immer daran denken, daß, strenggenommen, nichts auf der Welt "mein Eigentum" genannt werden kann. Was einer Person zukommt, kommt ihr aufgrund eines Zusammenspiels von Ursachen und Bedingungen zu. Man kann es nur zeitweilig behalten und darf es nicht selbstsüchtig oder zu unwürdigen Zwecken benutzen.
7. Als Syamavati, die Gemahlin des Königs Udayana, Ananda fünfhundert Gewänder schenkte, nahm er diese mit großer Befriedigung an.
Als der König davon erfuhr, verdächtigte er Ananda der Unaufrichtigkeit, so daß er zu Ananda ging und ihn fragte, was er mit diesen fünfhundert Gewändern tun wolle.
Ananda erwiderte: "Oh König, viele Brüder gehen in Lumpen; ich werde die Gewänder unter den Brüdern verteilen."
"Was werdet ihr mit den alten Gewändern herstellen?"
"Wir werden aus ihnen Bettbezüge machen."
"Was werdet ihr mit den alten Bettbezügen an fangen?"
"Wir werden Kissenbezüge daraus machen."
"Was werdet ihr mit den alten Kissenbezügen machen?"
"Wir werden aus ihnen Teppiche für den Boden fertigen."
"Was werdet ihr mit den alten Teppichen an fangen?"
"Wir werden daraus Tücher zum Abtrocknen der Füße herstellen."
Was werdet ihr mit den Tüchern machen?" "
Wir werden daraus Wischlappen anfertigen." "
"Was werdet ihr mit den alten Wischlappen anfangen?"
"Oh, Hoheit, wir werden sie in Stücke reißen, sie mit Lehm mischen und damit die Hauswände verputzen."
Jeder Gegenstand, der uns anvertraut wurde, muß mit besonderer Sorgfalt gebraucht und genutzt werden, weil er nicht uns gehört, sondern nur vorübergehend in unserer Verwahrung ist.
II DAS LEBEN DER FRAUEN
1. Es gibt vier Arten von Frauen. Zum ersten Typ gehören diejenigen, die aus nichtigen Gründen ärgerlich werden, die eines wechselhaften Sinnes sind, die habsüchtig und eifersüchtig auf das Glück anderer sind und kein Verständnis für die Bedürfnisse der anderen haben.
Zum zweiten Typ sind diejenigen zu zählen, die sich über nebensächliche Dinge aufregen, die zwar launisch und habsüchtig sind aber dennoch nicht neidisch auf das Glück anderer sind und Verständnis für die Bedürfnisse der anderen haben.
Dem dritten Typ gehören diejenigen an, die verständnisvoller und nicht so leicht erregbar sind, die ihren habgierigen Sinn zu beherrschen wissen, die nicht in der Lage sind, Gefühle der Eifersucht zu unterdrücken und auch kein Verständnis für die Bedürfnisse der anderen haben.
Dem vierten Typ gehören diejenigen an, die großzügig sind, Gefühle der Habgier zurückhalten und Gemütsruhe beibehalten können, die nicht neidisch auf das Glück anderer sind und Verständnis für die Bedürfnisse der anderen haben.
2. Wenn eine junge Frau heiratet, sollte sie den folgenden Entschluß fassen: "Ich muß die Eltern meines Mannes verehren und ihnen dienen. Sie gaben uns alle die Vorzüge, die wir haben, und sind unsere weisen Beschützer, so daß ich ihnen mit Hochachtung dienen und bereit sein muß, ihnen zu helfen, wann immer ich kann."
"Ich muß ehrerbietig gegenüber dem Lehrer meines Mannes sein, denn er gab meinem Gatten eine tugendhafte Lehre, und ohne das Geleit dieser tugendhaften Lehre könnten wir nicht als Menschen existieren."
"Ich muß meinen Geist schulen, damit ich meinen Mann verstehen und ihm bei seiner Arbeit unterstützen kann. Nie darf ich gegenüber seinen Interessen gleichgültig sein und sie nur für seine eigene Angelegenheit halten, nicht aber für meine."
"Ich muß das Wesen, die Fähigkeiten und den Geschmack jedes Bediensteten unserer Familie kennen lernen und mich wohlwollend um sie kümmern. Ich werde das Einkommen meines Mannes bewahren und es nicht für selbstsüchtige Zwecke verschwenden."
3. Die Beziehung zwischen Mann und Frau wird nicht allein ihrer Bequemlichkeit wegen geschaffen. Sie hat eine tiefere Bedeutung als die bloße Verbindung zweier Körper in einem Haus. Mann und Frau sollten den Vorteil der Vertrautheit ihrer Verbindung nützen, um sich gegenseitig bei der Schulung ihres Geistes im Sinne der tugendhaften Lehre zu helfen.
Ein altes Paar, ein "ideales Paar" wie sie genannt werden, kam einmal zu Buddha und sprach: "Erhabener, wir heirateten, nachdem wir uns schon in der Kindheit kennengelernt hatten, und unser Glück war nie getrübt. Sage uns, ob wir im nächsten Leben wieder miteinander verheiratet sein können."
Buddha gab ihnen diese weise Antwort: "Wenn ihr beide genau den gleichen Vertrauen besitzt, die gleiche Belehrung erhalten und die gleiche Weisheit erreicht habt, dann werdet ihr gleichen Sinnes sein bei der nächsten Geburt."
4. Sujata, die junge Frau des ältesten Sohnes eines reichen Kaufmannes, Anathapindada, war arrogant, anderen gegenüber respektlos und taub gegenüber den Anweisungen ihres Mannes und dessen Eltern. Infolge dessen entstand Zwietracht innerhalb der Familie.
Eines Tages besuchte der Erhabene Anathapindada, und ihm fiel dieser Zustand auf. Er rief die junge Frau Sujata zu sich und sprach freundlich zu ihr:
"Sujata, es gibt sieben Arten von Ehefrauen. Es gibt diejenige Ehefrau, die einer Mörderin gleicht. Sie ist unzüchtigen Sinnes, ehrt ihren Mann nicht und wendet sich folglich einem anderen Manne zu.
"Es gibt die Frau, die einer Diebin gleicht. Sie versteht die Arbeit ihres Mannes nicht, sondern denkt nur an ihr eigenes Bedürfnis nach Luxus. Sie verschwendet das Einkommen ihres Mannes, um ihr eigenes Verlangen zu befriedigen, und bestiehlt ihn auf diese Weise.
"Es gibt diejenige Ehefrau, die einer Herrin gleicht. Sie schränkt ihren Mann ein, vernachlässigt den Haushalt und schilt ihren Mann mit scharfen Worten.
"Es gibt die Frau, die einer Mutter gleicht. Sie sorgt für ihren Mann wie für ein Kind, beschützt ihn wie eine Mutter ihren Sohn, und behütet sorgsam sein Ein kommen.
"Es gibt diejenige Ehefrau, die einer Schwester gleicht. Sie ist ihrem Manne treu und dient ihm wie eine Schwester, bescheiden und zurückhaltend.
"Es gibt die Frau, die einem Freund gleicht. Sie versucht ihren Mann zufriedenzustellen als sei er ein Freund, der gerade nach langer Abwesenheit zu ihr zurückgekehrt ist. Sie ist bescheiden, verhält sich ihm gegenüber korrekt und behandelt ihn mit großem Respekt .
"Als letztes existiert diejenige Ehefrau, die einer Dienstmagd gleicht. Sie dient ihrem Manne aufs beste und in Treue. Sie achtet ihn, gehorcht seinen Anweisungen, hat keine eigenen Wünsche, keine negativen Gefühle und Verstimmungen und versucht, ihn immer glücklich zu machen."
Der Gesegnete fragte: "Sujata, welcher Art von Frauen gleichst du oder möchtest du ähnlich sein?"
Als Sujata diese Worte des Erhabenen vernommen hatte, war sie über ihr bisheriges Verhalten beschämt und entgegnete, sie wünsche sich, der letzten Art von Frauen zu gleichen, der Dienstmagd. Sie änderte ihr Verhalten und wurde zur Helferin ihres Mannes, und gemeinsam suchten sie die Erleuchtung.
5. Amrapali war eine wohlhabende und berühmte Kurtisane von Vaisali, die viele junge und schöne Prostituierte um sich hatte. Sie besuchte den Erhabenen und bat ihn um Belehrung.
Der Erhabene sprach zu ihr: "Amrapali, das Gemüt einer Frau ist leicht verwirrt und fehlgeleitet. Sie gibt ihren Wünschen leichter nach und läßt ' sich eher zur Eifersucht hinreißen als ein Mann versucht ihren Mann zufriedenzustellen als sei er ein Freund, der gerade nach langer Abwesenheit zu ihr zurückgekehrt ist. Sie ist bescheiden, verhält sich ihm gegenüber korrekt und behandelt ihn mit großem Respekt .
"Als letztes existiert diejenige Ehefrau, die einer Dienstmagd gleicht. Sie dient ihrem Manne aufs beste und in Treue. Sie achtet ihn, gehorcht seinen Anweisungen, hat keine eigenen Wünsche, keine negativen Gefühle und Verstimmungen und versucht, ihn immer glücklich zu machen."
Der Gesegnete fragte: "Sujata, welcher Art von Frauen gleichst du oder möchtest du ähnlich sein?"
Als Sujata diese Worte des Erhabenen vernommen hatte, war sie über ihr bisheriges Verhalten beschämt und entgegnete, sie wünsche sich, der letzten Art von Frauen zu gleichen, der Dienstmagd. Sie änderte ihr Verhalten und wurde zur Helferin ihres Mannes, und gemeinsam suchten sie die Erleuchtung.
S. Amrapali war eine wohlhabende und berühmte Kurtisane von Vaisali, die viele junge und schöne Prostituierte um sich hatte. Sie besuchte den Erhabenen und bat ihn um Belehrung.
Der Erhabene sprach zu ihr: "Amrapali, das Gemüt einer Frau ist leicht verwirrt und fehlgeleitet. Sie gibt ihren Wünschen leichter nach und läßt ' sich eher zur Eifersucht hinreißen als ein Mann.
"Darum ist es für eine Frau schwieriger, dem Edlen Pfad zu folgen. Das trifft besonders für eine schöne und junge Frau zu. Du mußt auf dem Edlen Pfad voranschreiten , indem du die Begierde und Versuchung überwindest.
"Amrapali, du mußt bedenken, daß Jugend und Schönheit nicht von Dauer sind, sondern ihnen Krankheit, Alter und Leiden folgen werden. Der Wunsch nach Reichtum und Liebe ist die unausrottbare Versuchung einer Frau, aber, Amrapali, es sind keine ewigen Schätze. Die Erleuchtung ist der einzige Schatz, der seinen Wert behält. Der Stärke folgt die Krankheit, Jugend verwandelt sich in Alter, das Leben weicht dem Tod. Man muß vielleicht einen geliebten Menschen verlassen, um zu künftig mit einem gehaßten zu leben. Man kann das Gewünschte nur für kurze Zeit erhalten. Das ist das Gesetz des Lebens.
"Das einzige, das einen beschützt und zu dauernden Frieden führt, ist die Erleuchtung. Amrapali, du solltest sogleich die Erleuchtung suchen."
Amrapali hörte auf den Erhabenen, wurde seine Anhängerin und schenkte ihren wunderbaren Garten der Bruderschaft.
6. Auf dem Wege zur Erleuchtung existiert kein Geschlechtsunterschied . Wenn eine Frau den Geist besitzt, die Erleuchtung zu suchen, wird sie eine Heldin des Wahren Pfades werden.
Mallika, die Tochter des Königs Prasenajit und Gemahlin des Königs Ayodhya, war eine solche Heldin. Ihr Vertrauen in die Lehre des Erhabenen war sehr stark, und sie legte in seiner Gegenwart die folgenden zehn Gelöbnisse ab:
Erhabener, bis ich die Erleuchtung erreicht habe, "
werde ich keine der tugendhaften Vorschriften verletzen; gegenüber Menschen, die älter sind als ich, werde ich nicht hochmütig sein; ich werde über niemanden zornig werden.
Ich werde nicht auf andere eifersüchtig sein oder sie um ihren Besitz beneiden, nicht selbstsüchtig im Geist oder Eigentum sein, und werde statt dessen versuchen, mit dem, was ich erhalte, arme Menschen glücklich zu machen, und es nicht für mich selbst zu horten.
Ich werde alle Menschen herzlich empfangen, ihnen geben, was sie brauchen und freundlich mit ihnen sprechen, ihre Umstände bedenken und nicht auf meinen Vorteil bedacht sein und ihnen ohne Voreingenommenheit nützen.
Wenn ich andere in Einsamkeit oder in Gefangenschaft vorfinde, sie an einer Krankheit oder anderen Nöten leiden sehe, werde ich versuchen, ihnen zu helfen und sie glücklich zu machen, indem ich ihnen die Gründe für ihre Lage und die Wirkungsgesetze erkläre.
Wenn ich andere lebende Tiere fangen und sie mißhandeln sehe oder andere bei der Übertretung von Vorschriften beobachte, werde ich sie bestrafen, falls sie es verdient haben, oder sie belehren, falls sie dafür empfänglich sind. Ich werde dann versuchen, das wiedergutzumachen, was sie getan haben oder ihre Fehler berichtigen, soweit es in meinen Möglichkeiten liegt.
Ich werde nicht vergessen, die richtige Belehrung zu hören, denn ich weiß, daß sobald man die Belehrung vernachlässigt, man sich schnell von der Wahrheit, die überall anzutreffen ist, entfernt, und man auf diese Weise nie das Ufer der Erleuchtung erreichen wird."
Danach sprach Mallika drei Wünsche aus, um andere Menschen zu erretten: "Als erstes werde ich versuchen, jedem Menschen den inneren Frieden zu geben. Dieser Wunsch wird, glaube ich, die Wurzel alles Guten sein, das sich in die Weisheit der guten Lehre verwandeln wird, welches Leben ich auch immer danach erhalten werde.
"Zweitens werde ich alle Menschen unermüdlich belehren, sobald ich die Weisheit der guten Lehre empfangen habe.
"Drittens werde ich die wahre Lehre beschützen, selbst unter Einsatz von Leib, Leben oder Eigentum."
Die wahre Bedeutung des Familienlebens besteht in der Möglichkeit der gegenseitigen Ermutigung und Hilfe auf dem Wege zur Erleuchtung. Selbst eine gewöhnliche Frau, die gleichen Sinnes ist, die Erleuchtung zu suchen, und welche dieselben Gelöbnisse ablegt und Wünsche hegt wie Mallika es getan hat, kann eine ebenso eifrige Schülerin Buddhas wie diese werden.
III IM DIENST
1. Es gibt sieben Lehren, durch die ein Land zu Reichtum geführt werden kann: Erstens sollte das Volk sich häufig versammeln, um politische Ereignisse zu besprechen und sich für die nationale Verteidigung bereitzuhalten.
Zweitens sollten sich Menschen aller Gesellschaftsschichten in Eintracht versammeln, um ihre nationalen Angelegenheiten zu regeln.
Drittens sollten sie die alten Gebräuche achten und diese nicht unbegründet verändern; ebenso sollten sie die Regeln der Höflichkeit einhalten und die Gerechtigkeit aufrechterhalten.
Viertens sollten die Menschen die Unterschiede in bezug auf Geschlecht und Alter beachten und die Reinheit der Familie und Gemeinschaft bewahren.
Fünftens sollten sie sich ihren Eltern gegenüber wie Kinder benehmen und den Lehrern und Älteren die Treue halten.
Sechstens sollten die Menschen die Weihestätten ihrer Vorfahren ehren und die jährlichen Feiern beibehalten.
Siebtens sollten sie die öffentliche Moral hoch schätzen und tugendhaftes Verhalten belohnen, auf ihre Lehrer hören und ihnen Opfer darbringen.
Wenn ein Land diese Lehren gut befolgt, wird es mit Sicherheit Fortschritte machen und von allen anderen Ländern respektiert werden.
2. Es war einmal ein König, der bezüglich seiner Herrschaft über das Land bemerkenswert erfolgreich war. Seiner Weisheit wegen trug er den Namen König "Großes Licht." Er erklärte die Grundprinzipien seiner Verwaltung folgendermaßen:
Der beste Weg für einen Herrscher, sein Land zu regieren, ist vor allen Dingen sich selbst zu beherrschen. Ein Herrscher sollte vor sein Volk mit einem mitfühlenden Herzen treten. Er sollte es belehren und leiten, um alle Unreinheit von seinem Geist zu entfernen. Das Glück, das durch gute Lehren entsteht, übertrifft bei weitem das Vergnügen, das materielle Dinge bereiten können. Darum sollte er seinem Volk die gute Lehre geben und so dessen Geist und Körper Ruhe schenken.
Kommen arme Menschen zu ihm, so sollte er seinen Vorratsspeicher öffnen und sie alles nehmen lassen, was sie begehren, dabei gleichzeitig die Gelegenheit nützend, sie mit der Weisheit zu belehren, wie alle Gier und alles Übel überwunden werden kann.
Jeder Mensch hat gemäß seines Geisteszustandes eine andere Ansicht von den Dingen. Manche Menschen empfinden die Stadt, in der sie leben, als gut und schön, andere als schmutzig und verfallen. Alles hängt von ihrer Geisteshaltung ab.
Diejenigen, die gute Lehren achten, können in gewöhnlichen Bäumen oder Steinen all die schönen Lichtreflexe und Farben des Lapislazuli erkennen, während habgierige Menschen, die nicht über ausreichendes Wissen verfügen, um ihre Sinne zu beherrschen, selbst gegenüber der Pracht eines goldenen Palastes blind sind.
Genauso verhält es sich mit dem täglichen Leben des Landes. Der Geist ist die Quelle von allem, daher sollte der Herrscher zuerst versuchen, sein Volk zur Erziehung des Geistes zu veranlassen.
3. Das Grundprinzip der Verwaltung besteht darin, wie König "Großes Licht" erklärte, das Volk zur Geisteserziehung anzuhalten.
Den Geist zu erziehen bedeutet, Erleuchtung zu suchen, so daß der Herrscher zu allererst den Lehren Buddhas Beachtung schenken muß.
Wenn ein Herrscher auf Buddha vertraut, sich seinen Lehren widmet, tugendhafte und barmherzige Menschen schätzt und ihnen gegenüber Hochachtung zollt, wird es keine Günstlingswirtschaft gegenüber Freund oder Feind geben, und sein Land wird immer wohlhabend bleiben.
Wenn ein Land wohlhabend ist, besteht keine Notwendigkeit, ein anderes Land anzugreifen, so daß es daher auch keine Angriffswaffen benötigt.
Wenn Menschen glücklich und zufrieden sind, Verschwinden die Klassengegensätze, gute Taten werden gefördert, Tugenden vermehrt, und die Menschen achten sich gegenseitig. Dann wird jedermann wohlhabend wer den; das Wetter und die Temperatur normalisieren sich; Sonne, Mond und Sterne leuchten auf natürliche Weise; Regen und Wind setzen zur rechten Zeit ein, und alle Naturkatastrophen verschwinden.
4. Die Pflicht eines Herrschers ist es, sein Volk zu beschützen. Er ist Vater und Mutter seines Volkes und schützt es durch seine Gesetze. Er muß die Menschen aufziehen wie Eltern ihre Kinder, ein feuchtes Tuch durch ein trockenes ersetzen, bevor das Kind zu weinen anfängt. In gleicher Weise muß der Herrscher Leid beseitigen und Glück schenken, ohne auf die Klagen der Menschen zu warten. Seine Herrschaft ist in der Tat solange nicht vollkommen, als bis sein Volk in Frieden lebt. Das ist der Schatz seines Landes.
Ein Herrscher denkt daher stets an sein Volk und vergißt es nicht für einen Augenblick. Er denkt an dessen Notlagen und macht Pläne für dessen Reichtum. Um weise zu regieren, muß er über alles unterrichtet sein; über das Wasser, die Dürre, Sturm und Regen. Er muß Bescheid wissen über das Getreide, über die Chancen einer guten Ernte, die Sorgen und Annehmlichkeiten der Menschen. Um in der Lage sein zu können, ein gerechtes Urteil zu fällen - zu bestrafen oder zu loben - muß er über die Schuld der schlechten Menschen und die Verdienste der guten gründlich informiert sein.
Ein weiser Herrscher gibt denjenigen Menschen, die etwas benötigen und nimmt von denen, die wohlhabend sind. Er sollte bei der Steuereinziehung sein gerechtes Urteilsvermögen anwenden und die Abgaben so niedrig wie möglich halten, um auf diese Weise die Harmonie im Volk zu erhalten.
Ein weiser Herrscher wird sein Volk mittels seiner Macht und Würde beschützen. Derjenige, der sein Volk in dieser Weise regiert, verdient die Bezeichnung "König."
5. Der König der Wahrheit ist der König der Könige. Seine Herkunft ist die reinste und höchste. Er regiert nicht nur sein Volk, sondern ist auch Herr der Weisheit und Beschützer der Tugendhaften Lehre.
Wo immer er hingeht, werden Kämpfe beendet und verschwindet der Unmut. Er herrscht mit Gerechtigkeit durch die Macht der Wahrheit, und durch .die Unterwerfung allen Übels bringt er Frieden zu allen Menschen.
Der König der Wahrheit stiehlt nicht, mordet nicht und begeht keinen Ehebruch. Er betrügt nie, beleidigt niemanden, lügt nicht oder spricht eitle Worte. Sein Sinn ist frei von Begierde, Zorn und Verblendung. Er beseitigt diese zehn Übel und ersetzt sie durch die zehn Tugenden.
Da seine Herrschaft auf der Wahrheit beruht, ist er unbesiegbar. Wo immer die Wahrheit erscheint, endet Gewalt und verschwindet der Unwille. Es gibt keinen Streit zwischen den Menschen, und so leben sie in Ruhe und Sicherheit. Seine bloße Anwesenheit verbreitet Frieden und Glück. Darum wird er "König der Wahrheit" genannt.
Da der König der Wahrheit der König aller Könige ist, preisen alle anderen Herrscher seinen Namen und regieren ihre Königreiche nach seinem Beispiel.
So ist der König der Wahrheit der Souverän über alle Könige, und unter seiner gerechten Herrschaft bringen diese ihren Völkern Sicherheit und erfüllen ihre Pflichten im Dharma.
6. Ein weiser Herrscher wird seine Urteile mit Barmherzigkeit fällen. Er wird versuchen, jeden Fall mit klarer Weisheit zu überdenken und dann den Urteilsspruch in Einklang mit den "fünf Grundsätzen" verkünden.
Die fünf Grundsätze sind folgende: Als erstes muß er die Wahrhaftigkeit der vorliegenden Fakten überprüfen .
Zum zweiten muß er sich vergewissern, daß die Klagen in den Bereich seiner Gerichtsbarkeit fallen. Wenn er ein Urteil mit voller Autorität fällt, ist es wirksam, hat er aber keine Autorität, so ergeben sich daraus Komplikationen . Er hätte berechtigte Widersprüche zu erwarten.
Drittens muß er gerecht urteilen, d.h. er muß sich in den Angeklagten hineinversetzen. Wenn er feststellt, .daß die Tat ohne kriminelle Absicht begangen wurde, sollte er ihn freisprechen.
Viertens sollte er das Urteil mit Güte und nicht mit Strenge verkünden; er sollte eine gerechte Strafe auferlegen, aber darüber nicht hinausgehen. 'Ein guter Herrscher wird einen Täter mit Güte belehren und ihm Zeit gewähren, über seine Fehler nachzudenken.
Fünftens sollte er mit Barmherzigkeit und nicht mit Zorn urteilen; er sollte das Verbrechen, nicht jedoch den Verbrecher verdammen. Sein Urteil sollte auf der Grundlage von Barmherzigkeit ruhen, und er sollte die Gelegenheit wahrnehmen, den Verbrecher zur Erkenntnis seines Fehlers zu bringen versuchen.
7. Wenn ein wichtiger Staatsminister seine Pflichten vernachlässigt, für seinen eigenen Gewinn arbeitet oder Bestechungen annimmt, verfällt rasch die öffentliche Moral. Menschen betrügen sich gegenseitig, der Stärkere wird den Schwächeren angreifen, ein Adliger wird den gewöhnlichen Mann mißachten, oder ein Reicher wird seinen Nutzen aus den Armen ziehen, und es wird für niemanden Gerechtigkeit geben. Bosheit wird im Überfluß vorhanden sein, und die Probleme werden sich vervielfältigen.
Unter solchen Umständen werden sich aufrichtige Minister von der öffentlichen Stellung zurückziehen, weise Männer werden aus Furcht vor Komplikationen schweigen, und nur Schmeichler werden in Regierungspositionen sitzen und ihre politische Macht dazu gebrauchen, sich selbst zu bereichern, ohne dabei an die Not der Menschen zu denken.
Unter diesen Umständen wird der Einfluß der Regierung unwirksam werden, und die Rechtschaffenheit ihrer Politik wird ruiniert.
Solche ungerechten Amtsträger sind die Diebe des Glückes der Menschen. Sie sind sogar schlechter. als Diebe, da sie sowohl den Herrscher als auch das Volk hintergehen und zugleich die Ursache für die nationalen Probleme sind. Der König sollte solche Minister ausrotten und sie bestrafen.
Aber selbst in einem Land, das von einem guten König und einem gerechten Gesetz regiert wird, gibt es Untreue in anderer Form. Es gibt Söhne, die sich der Liebe zu ihren Frauen und Kindern hingeben und gegen ihre Eltern, die sie in langen Jahren aufgezogen und versorgt haben, undankbar sind. Sie vernachlässigen ihre Eltern, berauben sie ihres Besitzes und mißachten deren Belehrung. Solche Söhne sind zu den schlimmsten unter den Menschen zu rechnen.
Und warum? Weil sie sich gegenüber ihren Eltern, deren lang andauernde Liebe sehr groß war - eine Liebe, die nie zurückgezahlt werden könnte, selbst wenn die Söhne für den Rest ihres Lebens die Eltern ehren und freundlich behandeln würden - pflichtvergessen zeigen. Diejenigen, die sich untreu gegen ihren Herrscher und pflichtvergessen gegen ihre Eltern zeigen, sollten wie die schlimmsten Übeltäter behandelt werden.
Es gibt noch eine andere Form der Untreue in einem Land, das von einem guten Herrscher und gerechten Gesetzen regiert wird. Es gibt Menschen, die die drei Werte - Buddha, Dharma und Samgha - völlig vergessen. Solche Menschen zerstören die Heiligtümer ihres Landes, verbrennen die heiligen Schriften, lassen sich von den Lehrern der Gerechtigkeit bedienen und verstoßen so gegen die tugendhaften Lehren Buddhas. Sie gehören ebenfalls zu den schlimmsten Übeltätern.
Weshalb? Weil sie den religiösen Glauben ihrer Nation, der die Grundlage und die Quelle ihrer Tugend ist, zerstören. Diese Menschen schaufeln sich Selbst das Grab, indem sie den Glauben der anderen vernichten.
Alle anderen Übeltaten erscheinen als leicht im Vergleich zu diesen Vergehen. Solche untreuen Übeltäter sollten deshalb auf das schwerste bestraft werden.
8. Es mag zu einer Verschwörung gegen einen guten König kommen, der sein Land gemäß den tugendhaften Lehren regiert, oder Feinde überfallen von außen das Land. In einem solchen Fall sollte der König drei Entscheidungen treffen:
Er sollte beschließen: Erstens, diese Verschwörer oder Feinde bedrohen die Ordnung und das Wohlergehen unseres Landes. Ich muß das Volk und das Land beschützen, notfalls auch mit Waffengewalt.

Zum zweiten werde ich versuchen, einen Weg zu finden, die Feinde zu besiegen, ohne auf den Gebrauch von Waffen zurückzugreifen.

Drittens werde ich versuchen, sie lebend zu ergreifen und' nicht zu töten, und sie entwaffnen zu lassen.

Mit dem Fassen dieser drei Beschlüsse wird der König auf sehr weise Art verfahren, nachdem er die notwendigen Posten aufgestellt und ihnen Anweisungen gegeben hat.

Verfährt der König in dieser Weise, so werden das Land und die Soldaten durch seine Weisheit und Würde ermutigt und seine Standfestigkeit und sein Wohlwollen achten. Falls es nötig sein würde, auf Soldaten zurück zugreifen, werden diese den Grund und das Wesen des Krieges vollständig verstehen. Sie werden mutig und treu zum Kampfplatz gehen und die weise und gütige Souveränität des Königs anerkennen. Dieser Krieg wird nicht nur den Sieg bringen, sondern auch die Tugend des Landes vergrößern.




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